Flüchtlingsboot attackiert

MittelmeerMehr als ein Dutzend Tote, nachdem Unbekannte ein Boot mit 150 Flüchtlingen entern

BERLIN taz | Bewaffnete Männer, die sich als libysche Küstenwächter ausgaben, haben in der Nacht zum Freitag ein in Seenot geratenes Flüchtlingsboot geentert. Dabei kamen nach Angaben der privaten Rettungsorganisation SeaWatch mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben. Der Vorfall ereignete sich in internationalen Gewässern, rund 14 Seemeilen nördlich der Küstenstadt Misrata.

Die Männer erschienen während eines Einsatzes des Rettungsschiffes Sea Watch 2. „Sie haben Pässe verlangt, die Migranten mit Stöcken geschlagen und unsere Crew davon abgehalten, Rettungswesten zu verteilen“, sagte Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer der taz. An Bord sei Panik ausgebrochen, alle 150 Insassen fielen ins Meer. Die Sea Watch Crew barg vier Leichen und behandelte vier Bewusstlose. Nachdem die Libyer sich zurückgezogen hatten, wurden 120 Schiffbrüchige an Bord genommen.

Unklar ist, zu welcher Einheit die Männer gehörten. „Die EU muss sich fragen, ob sie bei ihrer Militärmission mit einer solchen Küstenwache zusammenarbeiten will“, sagte Neugebauer. Erst vor wenigen Monaten hatte die Küstenwache auf hoher See auf die „Sea Watch“ geschossen. Christian Jakob