Was tun in Hamburg?
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So, 20.30 Uhr, Golem

Ein Jude auf Reisen

Er geht gern hin, wo es weh tut: Über die Deutschen hat er geschrieben in seinem Buch „Allein unter Deutschen“ (2012). Dann legte er 2014 nach mit „Allein unter Juden“, man ahnt, worum es da geht, und dass das beides ging (und wie), das hat eben doch auch damit zu tun, wer da sprach/schrieb: Tuvia Tenenbom ist Jude mit – zumindest angeheirateter – Familie auch in Deutschland, sollte mal Rabbiner werden, gründete stattdessen aber das Jewish Theatre in New York, wo er seit drei Jahrzehnten lebt. Weil ihn sein deutscher Lektor bekniet habe, geradezu, schreibt Tenenbom nun, gibt es jetzt wieder ein Buch, in dem er sich unter eine vermeintlich vertraute Gruppe begeben hat – und aus Sicht eines Verlagsmenschen passt ein Titel wie „Allein unter Amerikanern“ (Suhrkamp Nova, 463 S., 16,95 Euro) natürlich bestens in so ein Präsidentschaftswahljahr.

 Womit wir am Altonaer Hafenrand wären: Im Rahmen der Reihe „Land of the Free“ zum US-Wahlkampf nimmt Tenenbom nun zusammen mit dem Konkret-Granden Hermann L. Gremliza auf der Golem-Bühne Platz. Bei allem Staunen über das Land und seine Bewohner – beides scheint für so einen New Yorker Juden und Kulturmenschen mitunter arg befremdlich zu sein –, und trotz Klappentextbausteinchen wie dem, das Land sei „zutiefst gespalten, rassistisch und hasserfüllt“: Mit irgendeiner Alte-Welt-Hochnäsigkeit muss nicht gerechnet werden.

Sa, 19 Uhr, Clubheim, Sternschanze 4

Juden im Gespräch

„Losgelöst von allen Wurzeln …“ ist der Abend überschrieben, und wer nun vermutet: „Wurzellos, ist das nicht so eine Zuschreibung, mit der sich Jüdinnen und Juden herumzuschlagen haben?“, der liegt schon ganz richtig: „Jüdische Musiken“ ist das Titelthema der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Melodie und Rhythmus, und eben dieses – mit der akut kriselnden sozialistischen Tageszeitung Junge Welt verbandelte – Musikmagazin veranstaltet nun auch diese „Wanderung zwischen den jüdischen Welten“.

 Lässt man den mitschwingenden Kitsch einmal beiseite, treffen da die Hamburger Musikerin und Shoah-Überlebende Esther Bejarano und der Tel Aviver Sozialwissenschaftler und Historiker Moshe Zuckermann aufeinander. Sie sprechen, so wird es angekündigt, über die jüdische Welt von gestern, die in der europäischen Diaspora also, aber auch über jene von heute: Der moderne zionistische Staat Israel freilich war und ist beliebt als Projektionsfläche für allerlei Sehnsüchte oder Feindbilder – auch und gerade für das Milieu der Jungen Welt, da also, wo der Adorno-Kenner Zuckermann schon mal den Gewährsmann dafür abgeben muss, dass Israelis nicht automatisch auch Zionisten sind.

 Auch wenn man am Rahmen also manches schief finden mag: Diese Begegnung, die moderiert wird vom Hamburger Schauspieler Rolf Becker, könnte lohnend sein.

Fr, 28. 10., 19.30 Uhr; Sa, 29. 10., 15 und 19.30 Uhr; So, 30. 10., 15 Uhr, Christuskirche Eidelstedt

#einkindistgeboren

Wenn im Regal das Lebkuchenherz schon wieder Staub ansetzt, kann es nicht mehr lange dauern bis zu Weihnachtstheater und Krippenspiel. Früh dran sind damit die Laien vom „Musiktheater Christuskirche“: Seine neue Produktion „Bethlehem“ erzählt die altbekannte Geschichte – angereichert mit mal mehr, mal weniger zwingenden Insignien der heutigen Zeit. Wie hätte jene Nacht ausgesehen, wäre Maria twittersüchtig gewesen? Würde Josef heute schlicht die Vaterschaft fürs Jesuskind anzweifeln? Und was droht uns von der „AfB“? ALDI