Portrait
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Preis für die polnische Schriftstellerin Joanna Bator Foto: von Schwichow

In die Welt und zurück

Das Leben ist eine atemberaubende Reise von der Provinz in die weite Welt – und wieder zurück. Joanna Bator aus der niederschlesischen Bergarbeiterstadt Wałbrzych (Waldenburg) hat ihren Lebens­traum wahr gemacht. Nach dem Abitur 1987 brach die junge Polin zunächst in die Hauptstadt Warschau auf, studierte dort, begann eine Universitätskarriere – und reiste weiter nach London, New York, Berlin und Tokio.

Aber immer wieder kam die heute 48-Jährige nach Wałbrzych zurück. Sie schrieb Erzählungen, Romane, Reisereportagen und philosophische Essays. Heute gehört sie zu den bedeutendsten Schriftstellern und Publizisten Europas.

Nach ihrer Promotion 2001 über Feminismus, Postmoderne und Psychoanalyse arbeitete sie zunächst an mehreren Privathochschulen in Warschau. Sie publizierte in der linksliberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza, dem katholischen Wochenmagazin Tygodnik Powszechny, dem Frauenmagazin Pani und verschiedenen Kultur- und Reisezeitschriften.

Schon bald erschien ihr erster Roman mit dem programmatischen Titel „Kobieta“ – „Die Frau“. Der literarische Durchbruch gelang ihr mit dem Roman „Sandberg“, der von der polnischen wie der internationalen Literaturkritik begeistert gefeiert wurde. Mit dem „Sandberg“ ist ein Wohnblock in der Bergarbeiterstadt Wałbrzych gemeint, aus der auch Joanna Bator stammt. Die Romanheldin ist ein eigensinniges, mathematisch hochbegabtes Mädchen, dessen Leben in einem Drei-Generationen-Frauen-Kosmos geschildert wird. Im Nachfolgeroman „Wolkenfern“ verlässt die Heldin Wałbrzych, reist nach Deutschland, in die USA, nach Großbritannien und Griechenland.

Joanna Bator hat für ihr Reportagebuch „Japanischer Fächer“ und ihre Romane viele Auszeichnungen erhalten, da­runter den Nike-Preis, den wichtigsten Literaturpreis Polens, für das Buch „Dunkel, fast Nacht“ (2012).

Nun will die Stadt Chemnitz Joanna Bator mit dem Internationalen Stefan-Heym-Preis ehren. Der mit 20.000 Euro dotierte Literaturpreis wird im April 2017 verliehen, wenn sich der Geburtstag des vor fünfzehn Jahren verstorbenen Schriftstellers Stefan Heym zum 104. Mal jährt. Gabriele Lesser