Schwereloses UFO

BAUKUNST Gebäude von einem anderen Stern: das Museum für zeitgenössische Kunst

An einem heißen Oktobertag fahre ich mit der Fähre von Rio de Janeiro nach Niterói, mein Ziel ist das Museum für zeitgenössische Kunst, das Oscar Niemeyer Anfang der 90er Jahre entworfen hat. Kaum stehe ich vor dem Gebäude, verschlägt es mir den Atem, so großartig ist das Zusammenspiel von Landschaft und Architektur.

Das Museum thront auf einem Felsvorsprung am Ufer der Guanabara-Bucht, etwa 20 Meter weiter unten ist ein Strand, zu dem ein steiler Pfad herabführt. Auf dem Felsen erstreckt sich ein Wasserbecken, inmitten des Beckens ragt ein Pfeiler auf und darauf das Museum: ein Gebäude, das an ein UFO erinnert, von einem Band dunkel getönter Scheiben umlaufen. Obwohl es aus Beton besteht, hat es etwas Schwebendes; in den Scheiben spiegelt sich das Wasser von Becken und Bucht, und die schräge Linie der Außenwand korrespondiert mit dem Zuckerhut auf der anderen Seite der Bucht. Eine mächtige, gewundene Rampe führt zum Eingang. Ist man einmal drin, fällt es schwer, sich auf die Exponate zu konzentrieren, zu spektakulär ist der Blick durch die Fenster.

Wieder draußen, stehe ich noch eine Weile am Wasserbecken, blicke mal von schräg unten auf den weißen Bauch des Gebäudes, mal am Pfeiler vorbei auf die Bucht. In der Ferne sehe ich die Stelle, wo die Bucht aufhört und der Atlantik beginnt. CRISTINA NORD