Technik

Das Fiasko um das neue Smartphone Galaxy Note 7 lässt Südkoreas Vorzeigeunternehmen Nummer eins in eine tiefe Krise schlittern

Ausgebrannt

RÜCKRUF Samsung zieht sein Galaxy Note 7 komplett aus dem Verkehr. Was heißt das für die Kunden?

Foto: reuters

BERLIN taz/dpa | Warum nimmt Samsung das Galaxy Note 7 vom Markt?

Samsung reagiert damit auf neue Berichte über brennende Smartphones dieses Typs. Dabei handelte es sich bereits um vermeintlich sichere Austauschgeräte. Das ursprüngliche Modell wurde nach wenigen Wochen auf dem Markt wegen Brandgefahr zurückgerufen. Doch die Probleme blieben. Noch am Montag hatte Samsung erklärt, die Produktionsplanung werde vorläufig angepasst. Doch jetzt zieht das Unternehmen die Notbremse. Es heißt, es bestehe die Gefahr einer Überhitzung, das Note 7 sei ein Sicherheitsrisiko.

Wie schlimm ist es?

In dem von der US-Verbraucherschutzbehörde CPSC veröffentlichten Rückruf, der sich auf das Ursprungsmodell bezieht, heißt es, Samsung lägen 92 Fälle von Überhitzung der Batterien, davon 26 Brände und 55 Fälle von beschädigten Gegenständen vor, darunter Feuer in Autos und einer Garage. Dazu kommen die Fälle, in denen es Probleme mit dem Austauschmodell gab: Bekannt sind zwei Fälle, in denen das Gerät nachts im Schlafzimmer zu rauchen begann, eines soll sich in der Hand eines Schulkindes entzündet haben und eines an Bord eines noch nicht gestarteten Flugzeugs.

Warum besteht die Gefahr, dass die Telefone in Flammen aufgehen?

Das ist noch unklar. Die CPSC vermutet, dass bei dem ursprünglichen Note-Modell der Akku etwas zu groß war, so dass es zu einem Kurzschluss kommen konnte. Samsung machte zu möglichen Ursachen bei dem Austausch-Modell keine Angaben.

Sind Kunden in Deutschland betroffen?

Der Rückruf des ersten Note-Modells kam dem Verkaufsstart in Deutschland zuvor. Dennoch nutzen auch Kunden hierzulande das Gerät – etwa nach einem Kauf im Ausland. Auf der Website samsung.com/de/note7exchange/ erklärt das Unternehmen, wie betroffene Kunden vorgehen solle, um das Gerät ­auszutauschen.

Dürfen die Telefone noch mit ins Flugzeug?

Sowohl in den USA als auch in Europa dürfen die Telefone nur noch im Handgepäck mitgeführt werden und auch dort nur im ausgeschalteten Zustand, der Flugmodus reicht nicht aus. Sie dürfen während des Fluges nicht geladen werden.

Wie lange hat es gedauert, bis das Unternehmen reagierte?

Erste Berichte über brennende oder überhitzte Telefone gab es bald nach dem Verkaufsstart Mitte August. Am 2. September gab Samsung eine weltweite freiwillige Rückrufaktion bekannt, am 16. September folgte schließlich ein offizieller Rückruf der CPSC.

Wie teuer könnte es für Samsung werden?

Bei dem anfänglichen Rückruf rechneten Analysten noch mit Kosten von rund einer Milliarde Dollar – schmerzhaft, aber für Samsung verkraftbar. Damals rechneten sie aber auch noch damit, dass das Note 7 wieder auf den Markt kommt und der Konzern vielleicht noch 12 Millionen Geräte statt der ursprünglich erwarteten 15 Millionen verkaufen kann. Allein durch den Produktionsstopp – ohne die Kosten des Rückrufs – dürften Samsung aber Milliarden an fest eingeplanten Einnahmen ent­gehen. Svenja Bergt