Gut vernetzt

Schwarm Im Flottenbetrieb von Unternehmen rechnet sich die Umstellung auf Elektrofahrzeuge – wenn der Einsatz durch die richtige Software effizient gesteuert wird

von Lars Klaaßen

Rund 25.000 Dienstwagen weltweit umfasst die Flotte des Softwareanbieters SAP. Sie ist für 25 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen des Unternehmens verantwortlich. „Deshalb haben wir einen ganzheitlichen Mobilitätsansatz entwickelt, der unsere strategischen Ziele sicherstellt sowie neue Geschäftsmodelle und Innovationen fördert“, sagt Projektleiter Marcus Wagner. So hat SAP das Ziel, bis zum Jahr 2020 die Elektrifizierung der Firmenwagenflotte auf 20 Prozent auszubauen. Zum einen wurden verschiedene Elektrofahrzeuge und Ladesäulen erprobt. Dazu bedarf es aber auch Softwarelösungen zur effizienten Steuerung und Verwaltung von Elektrofahrzeugen in der Firmenwagenflotte, etwa für die Abrechnung von Energiekosten und das Ladesäulenmanagement. „Der Aufbau von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge macht einen Großteil unserer Projektinvestitionen aus“, so Wagner. „Langfristig verbessert das aber nicht nur unsere Umweltbilanz, sondern rechnet sich auch ökonomisch.“

„Infolge hoher Fixkosten, aber niedriger variabler Kosten bieten Elektrofahrzeuge bei hoher Auslastung bereits heute die Perspektive eines wirtschaftlichen Einsatzes – nicht zuletzt, weil der bei Verbrennungsmotoren hohe Wartungsaufwand entfällt“, sagt Wolfgang Fischer, der die Bereiche Anwendungsprojekte, Rahmenbedingungen und das Schaufenster Elektromobilität bei der e-mobil BW leitet. Die Agentur des Landes Baden-Württemberg arbeitet mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand an der Industrialisierung und Markteinführung zukunftsfähiger Mobilitätslösungen. „Elektrofahrzeuge funktionieren“, so Fischer, „in Flotten von Unternehmen und anderen Organisationen, auch im Pendlerverkehr, als Taxi oder beim Carsharing sowie in Spezialanwendungen, etwa auf dem Flugfeld am Flughafen Stuttgart.“

Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen auf E-Mobilität – nicht zuletzt auch weil sich das langfristig rechnet –, derzeit mit 43 Autos, vor allem für Service, Vertrieb und Instandhaltung.

Lautlos durch die Nacht

So werden die fast lautlosen Fahrzeuge in der Nacht etwa vom Schließdienst der U-Bahnhöfe genutzt. Noch bis Ende 2016 wird die BVG weitere 57 Pkw mit herkömmlichem Antrieb durch E-Fahrzeuge ersetzen. Dann ist nahezu die gesamte Pkw-Flotte umgestellt. Auch elektrisch betriebene Kleintransporter kommen zum Einsatz. Im Busbetrieb hingegen wurde bislang nur eine Linie umgestellt – das Pilotprojekt soll helfen, wichtige Erkenntnisse im Alltagsbetrieb zu sammeln. Gegenüber Pkw und Lieferwagen hinkt der Entwicklungsstand von Bussen hinterher, unterschiedliche Ladesysteme werden noch erforscht.

Wie wirtschaftlich und stadtverträglich elektrische Lieferfahrzeuge im Stadtverkehr sein können, haben Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation untersucht. Das Ergebnis: Setzen Unternehmen die elektrischen Lieferwagen unter planbaren und wiederkehrenden Bedingungen ein, können nicht nur Emissionen reduziert werden, sondern auch operative Kosten bei der Zustellung. Die bis zu dreimal höheren Anschaffungskosten für E-Lieferfahrzeuge lassen sich mittel- bis langfristig durch geringere Gesamtbetriebskosten des Fuhrparks kompensieren.

Welches Potenzial aus elektrisch betriebenen Lieferfahrzeugen geschöpft werden kann, beschreibt Projektleiter Steffen Raiber: „Die Belieferung von Innenstädten stellt ein ideales Anwendungsfeld für Elektromobilität dar, das bestätigen die Ergebnisse. Jetzt ist es wichtig, weitergreifende elektromobile Zustellkonzepte zu entwickeln.“