Kommentar Treibhausgase reduzieren: Von wegen „Meilenstein“

Ein Supertreibhausgas soll es ab 2047 nicht mehr geben. Das wird als großer Durchbruch gefeiert. Eigentlich ist das aber ein ziemlich großer Witz.

Eine Temperaturanzeige und die Sonne im Hintergrund

Bei Treibhauseffekt und Erderwärmung geht es nicht um Politik Foto: dpa

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nennt es einen „Meilenstein für den weltweiten Klimaschutz“. Genauso wie US-Außenminister John Kerry. Selbst Umweltschützer wie die von Germanwatch sprechen von einem „Durchbruch“.

Die internationale Staatengemeinschaft hat jetzt ein Abkommen über die Abschaffung der fluorierten Kohlenwasserstoffverbindungen getroffen. Diese Supertreibhausgase, die FKW, sind bis zu 1.000-mal so klimaschädlich wie einfaches Kohlendioxid. Deshalb soll es sie ab dem Jahr 2047 nicht mehr geben. Ein Meilenstein?

Leider nein. Das Abkommen illustriert auf eindrückliche Weise die Probleme beim Kampf gegen die Erderwärmung. Da ist zunächst der Zeitpunkt: Wenn diese Supertreibhausgase, die etwa als Kühlmittel verwendet werden, so gefährlich sind, wieso dürfen Sie dann noch bis 2047 weiterproduziert werden?

Antwort: Weil die Unterhändler einen Kompromiss geschlossen haben. Die Entwicklungsländer wollten nur zustimmen, wenn ihnen lange Übergangsfristen eingeräumt werden. Leider geht es beim Treibhauseffekt aber nicht um Politik. Es geht um Physik. Und die kennt keinen Kompromiss: Wir haben es mit Kippelementen zu tun, die die Erderwärmung verselbstständigen.

Die Gruppe der FKW-Gase trägt mit gerade mal etwa 1,5 Prozent zum globalen Temperaturanstieg bei. Und es gibt längst preisgünstige Alternativen. Kohlendioxid aber, jenes Treibhausgas, das zu 80 Prozent für die Erderwärmung verantwortlich ist, lässt sich weder ersetzen noch verbieten. Statt zu sinken, steigt die CO2-Produktion von Jahr zu Jahr.

Deshalb ist auch die Wortwahl verräterisch: Wer bereits das am leichtesten Machbare, das noch nicht einmal sofort und konsequent umgesetzt ist, als „Meilenstein“ und „Durchbruch“ feiert, der will gar nicht wahrhaben, wie groß die Aufgabe ist, die vor uns steht. Die Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung: zu langsam, zu wenig, noch nicht einmal klar benannt.

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Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.

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