Vinothek Mitte
: Mit viel Herzblut

Weinprobe

von

Michael Pöppl

In einem schmucklosen Neubau an der Gartenstraße, Ecke Tieckstraße, findet man seit knapp zwei Jahren die Vinothek, eine Mischung aus schickem Weinladen und gutsortierter Weinbar. Jürgen Bauer betreibt seit 2003 einen Weinhandel in seiner Heimatstadt Dormagen. 1999 war er eher durch Zufall ins Burgenland geraten: „Die österreichischen Winzer haben mich für immer verdorben für schlechte Weine“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Anfangs war der Wein für Berger noch ein Hobby, doch je intensiver er sich seiner Passion widmete, desto mehr wurde sie zur Profession. In den Regalen liegen rund 1.000 Artikel, vor allem Flaschen aus Deutschland und Österreich, eine feine Auswahl an Südtiroler Weinen, ein dezidiertes Sortiment aus Italien und Frankreich sowie eine interessante Reihe von Weinen aus Südafrika. Ein Schwerpunkt sind Schaumweine aus allen Provenienzen, darunter eine exklusive Champagnerauswahl des Maison Nicolas Feuilatte. Eine weitere Spezialität des Ladens sind Magnum- und Großflaschen, die auch als opulente Geschenke sehr beliebt sind. Berger schwärmt vor allem von den Großen und Ersten Gewächsen, die er in großer Auswahl im Angebot hat. Selten bekommt man so viele „High-End-Produkte“ deutscher Spitzenwinzer von Heymann-Löwenstein über Fritz Haag bis zu Bassermann-Jordan im Regal zu sehen. „Wir kaufen alle Weine direkt beim Winzer, deshalb können wir gute Angebote für unsere Kunden machen“, sagt Berger. Viele Fans der Großen Gewächse bestellen online, so mancher Kunde kommt aber extra angereist. Das Beratungsgespräch an Theke und Tisch kann auch mal dauern, denn Berger und Annette Schlegel, die Geschäftsführerin des Ladens, sind mit viel Herzblut dabei. Schlegel war 15 Jahre Inhaberin des Restaurants Neumond, eine Ecke weiter, das auch die warmen Speisen für die Vinothek liefert. Als regelmäßiger Gast im Neumond hat Berlinfan Berger den leeren Laden entdeckt und beschlossen, seine Filiale genau hier aufzumachen. Seitdem pendelt er regelmäßig zwischen dem Rheinland und der Hauptstadt. Zwei Weißweine aus Deutschland bietet die Vinothek den taz-Lesern zum Entdecken an: Den 2015 Cuvée „Giro Blanc“ aus Rheinhessen von der Bio-Winzerin Carolin Spanier-Gillot. „Viel Riesling, etwas Scheurebe und ein wenig Rivaner, ein echter Spaßwein, der zu Vorspeisen und Fingerfood passt“, sagt Berger. Fruchtig duftend liegt er im Glas, dazu frische Rieslingsäure auf der Zunge, die Scheurebe gibt dem Wein würzige Noten von Zitrus und Stachelbeere, der Rivaner noch etwas mehr Dichte. Die zweite Empfehlung ist ein trockener 2015er Riesling von der Nahe, die Winzerfamilie Dr. Crusius aus Traisen ist bekannt für ihre intensiven Weine. Man riecht exotische Frucht und Erde, schmeckt dann die Mineralien des Felsgesteins, dazu ausgewogene Pfirsich- und Limettennoten und eine feine Säure, die der leichten Restsüße den entscheidenden Kick gibt. Als Begleiter zu kräftig gebratenem Fleisch ebenso passend wie zu einer aromatischen Käseplatte.

Vinothek Mitte: Gartenstraße 102, 10115 Berlin-Mitte, Tel. 28 88 64 60, Öffnungszeiten: Di–Sa 12–22 Uhr, www.vinothek-berlin.de

Angebot für taz-Leser: Beim Kauf von 11 Flaschen 2015er „GIRO Blanc Bio-Cuvée“ vom Weingut Kühling-Gillot (0,75l für 8,50 Euro) oder dem 2015er VDP Ortswein „Traisen Riesling 2015 trocken“ vom Weingut Dr. Crusius (0,75l für 10,50 Euro) erhalten Sie die 12. Flasche gratis dazu.