Portrait
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Perus Exgeheimdienstchef Vladimiro Montesinos Foto: reuters

Verbrecher im Staatsdienst

Vladimiro Montesinos ist wieder in den Schlagzeilen. Der ehemalige Berater und Geheimdienstchef des peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori (1990–2000) wurde am Dienstag wegen des gewaltsamen Verschwindenlassens von drei Menschen zu 22 Jahren Haft verurteilt.

Es ist nicht die erste Verurteilung des heute 71-Jährigen. Montesinos’ Vorstrafenregister ist prall gefüllt: illegale Bereicherung, Plünderung der Staatskasse, Erpressung, Bestechung, Geldwäsche, Drogen- und Waffenhandel, Folter, Entführung, Verschwindenlassen von Personen, Anstiftung zum Mord, Aufbau einer Todesschwadron.

Aber über allem thront der Vorwurf, zugleich der Chef der peruanischen Drogenmafia gewesen zu sein. Zu dieser Einschätzung kam 2001 ein Untersuchungsausschuss des peruanischen Parlaments: Montesinos hatte Peru in den 90er Jahren zu einer Narcorepublik ausgebaut und Fujimori war über alles bestens informiert, so das Fazit.

Und er stand auf der Gehaltsliste der CIA. Nach einem Bericht der Los Angeles Times überwies der US-Geheimdienst Montesinos für seinen Einsatz gegen den Drogenhandel während der damaligen Zeit 10 Millionen US-Dollar aufs Konto. Als Hardliner gegen die beiden Guerilla-Organisationen Leuchtender Pfad und MRTA war Montesinos der CIA offensichtlich mehr wert. Erst als er sich mit der kolumbianischen Farc-Guerilla auf einen Waffendeal einließ, zog sie ihre schützende Hand zurück. Plötzlich tauchte ein Video auf, das den Präsidentenberater beim Bestechen von Parlamentsabgeordneten zeigte.

Im September 2000 ergriff Montesinos die Flucht, zwei Monate bevor Alberto Fujimori ebenfalls das Land verließ. Nach mehreren Stationen wurde er ein Jahr später in Venezuela gefasst und ausgeliefert und vor Gericht gestellt. 2006 wurde er wegen illegalen Waffenhandels zu 20 Jahren Haft verurteilt, 2010 kamen 25 Jahre Haftstrafe wegen zweier Massaker in den Jahren 1991 in Barrios Altos und 1992 an der Universität von La Cantuta mit 25 Toten und wegen zwei Entführungen dazu. Die Strafen sitzt er in dem von ihm einst selbst konzipierten Marinegefängnis Callao ab.

Jürgen Vogt