Mehr Tierversuche in Niedersachsen

TIERSCHUTZ In Niedersachsen sind 2015 deutlich mehr Tiere zu Forschungszwecken eingesetzt worden als im Vorjahr. Insgesamt waren es 338.747 Tiere

Die Zahl der Tierversuche ist in Niedersachsen im vergangenen Jahr fast um die Hälfte gestiegen. 2015 wurden über 100.000 Tiere mehr für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt als noch im Jahr davor. Insgesamt waren es 338.747 Tiere, teilte das zuständige Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf Anfrage mit.

Grund war laut Behörde das Vorgehen bei Versuchsanträgen. Häufig würden diese direkt für die maximal mögliche Zeit von fünf Jahren beantragt, in der Statistik tauchten die Zahlen dann gebündelt im ersten Jahr der Antragsstellung auf.

Am häufigsten kamen bei den Versuchen Mäuse zum Einsatz, knapp 300.000 waren es 2015. Daneben wurden an 17.592 Ratten und 1.676 Meerschweinchen Versuche durchgeführt, aber auch an 1.412 Hunden und 246 Katzen.

Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Ärzte gegen Tierversuche, Tierärztin Corina Gericke, bezeichnete den Anstieg als „extrem erschreckend“. „Der Hauptgrund für die starke Zunahme ist in der wachsenden Zahl der Gentechnik-Versuche zu sehen, bei denen besonders viele Tiere leiden müssen“, sagte sie.

Besonders Mäuse würden dabei benutzt, weil sie einfach zu handhaben und bereits nach sechs Wochen ausgewachsen seien. „Das hat praktische Gründe und ist nicht darauf zurückzuführen, dass Mäuse dem Menschen so ähnlich sind – wie oft als Rechtfertigung behauptet wird“, sagte Gericke.

In Niedersachsen gibt es etwa 35 Versuchseinrichtungen – Unis, Forschungsinstitute oder auftragsforschende Institutionen sowie Hersteller von Arzneimitteln. Für intensivere Eingriffe müssen die Forscher eine Genehmigung einholen. Im vergangenen Jahr waren insgesamt 327 Versuche genehmigungspflichtig. Eine Kommission, in der auch Vertreter von Tierschutzorganisationen sind, berät die Behörde, ob der Versuch erlaubt werden soll. (dpa)