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PolitikDonata Kindesperk sichtet die sozialen Bewegungenin der Stadt

Betrachtet mensch die letzten Termine und Aktionen vor den Wahlen in Berlin, die sich insbesondere am Samstag aneinanderreihen und überschneiden, als sei es der letzte mögliche Tag, auf die Straße zu gehen, fällt die Entscheidung zur Teilnahme nicht leicht – bedeutet sie doch gleichzeitig die Absage an anderes, das zu unterstützen wichtig erscheint. Vereint sind viele der Veranstaltungen jedoch im Anspruch, Befürworter*innen des gesellschaftlichen Rollbacks klar zu widersprechen.

Am Freitag ruft die Antifa Nordost (NEA) zur Vorabenddemo „Stoppt die AfD! Weg mit Beatrix von Storchs Zentrum `Zivile Koalition‘ in Mitte“ auf. Grund für die explizite Ablehnung Beatrix von Storchs ist ihre Doppelfunktion als Gesicht der AfD und als Unterstützerin des antifeministischen und homophoben „Marsch für das Leben“, der am Samstag stattfinden wird. Storchs Verein „Zivile Koalition e. V.“ unterstützt seit Jahren die Forderung der „Lebensschützer*innen“ nach einem generellen Abtreibungsverbot. Im Aufruf der ungewohnt personenbezogenen Demo heißt es: „Wenn wir den fundamentalen Christen und der AfD am Wahl-Wochenende etwas entgegensetzen wollen, sollten wir auch die Köpfe ihrer Bewegung und ihre materiellen Grundlagen aktiv thematisieren.“ Gleichermaßen soll gegen rassistische Gewalt demonstriert werden. Anlass ist ein Übergriff vergangenes Wochenende im Mauerpark, bei dem schwarze Menschen von rechten Fußballfans attackiert wurden. Die Demo beginnt um 18 Uhr am S-Bahnhof Schönhauser Allee.

Am Samstag heißt es dann wieder: „Marsch für das Leben? What the Fuck!?“. Die selbsternannten „Lebensschützer“, die das mühsam erkämpfte Recht auf unter bestimmten Umständen straffreie Abtreibung am liebsten zurückgenommen sähen, wünschen sich Mutter-Vater-Kind-Kind-Kind-Konstellationen ohne jegliche Regenbögen. Im Rahmen ihres christlich-fundamentalistischen Schweigemarschs wird gerne mal Sterbehilfe mit Euthanasie gleichgesetzt, wodurch der Nationalsozialismus verharmlost und die reale Notsituation von Menschen, die nach Sterbehilfe verlangen, schlichtweg ignoriert wird. Ein Problem, das schnell auftreten kann, wenn mittels Prinzipien statt Einzelfallbetrachtung entschieden wird. Das What-the-Fuck!?-Bündnis mobilisiert zum Gegenprotest: „Marsch für das Leben? Lieber Feminismus feiern! Demo und Blockaden gegen den sogenannten „Marsch für das Leben“ findet ab 12 Uhr am Anhalter Bahnhof statt. Aus gleichem Anlass lädt das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung ab 13. 30 Uhr ans Brandenburger Tor.