Viagogo geht

FUSSBALLTICKETS Der umstrittene Eintrittskarten-Zwischenhändler kündigt seinen Vertrag mit dem HSV

Verträge schließen, lösen, manchmal erfüllen. So läuft der Kapitalismus, auch der im Fußball. Fußball-Bundesligist Hamburger SV, in Person von Vorstandsmitglied Joachim Hilke, hatte mit dem Tickethändler Viagogo einen Vertrag abgeschlossen. Den hat Viagogo nun gekündigt – unter Hinweis darauf, dass „sich unsere Ansprechpartner beim HSV von Beginn des Vertragsverhältnisses an nicht an die wesentlichen Punkte des Vertrages gehalten haben“. Das klingt, als wollte Viagogo den HSV regresspflichtig machen, aber davon ist in der Pressemitteilung, mit der die Firma gestern die Auflösung des Vertrags publik machte, keine Rede.

Viagogo, im Jahr 2006 gegründet, vertreibt online Eintrittskarten für Sportveranstaltungen, vor allem Fußballspiele, Konzerte und Theateraufführungen. Der HSV sollte 760.000 Euro für den Deal mit Viagogo erhalten – etwa das, was die Mannschaft dem Verein beim Kurztrip nach Brasilien einbrachte. Viagogo sollte dafür 1.500 Tickets pro Heimspiel vom HSV bekommen. Diese 1.500 Tickets wurden übers Viagogo-Portal online verkauft. Eine Stehplatzkarte, die beim HSV 15 Euro kostet, kostet bei Viagogo 30. Obendrauf erhebt Viagogo eine Gebühr zwischen 15 und 20 Prozent.

Viagogo arbeitet mit neun Bundesliga-Vereinen und zahlreichen Profi-Fußballclubs in anderen europäischen Ländern zusammen. Die Fans des HSV kritisierten den Vertrag mit Viagogo harsch. Philipp Markhardt, Sprecher der bundesweiten Fanvereinigung „ProFans“ und Mitglied der HSV-Fangruppe „Chosen Few“, nannte den Deal eine „heimliche Preiserhöhung“ und die Behauptung von Mitgliedern des HSV-Vorstands, Viagogo sei seriös, „dreist“.

In seiner Pressemitteilung betont der Tickethändler „ausdrücklich, dass die Kündigung nicht in der Kritik einiger weniger HSV Fans an der Zusammenarbeit mit Viagogo begründet liegt“. So sieht der Versuch aus, das Gesicht zu wahren – wenn man ein Veilchen hat.  ROR