Vielfalt weiter Problemfall

SchuleStudie sagt: Fortbildungsangebote für Berliner Lehrer gut, Qualität ginge besser

Endlich gehört auch Berlin bei bundesweiten Bildungsvergleichen mal zur Spitzengruppe: Berlin ist eines von nur fünf Bundesländern, wo Seminare zum Thema Deutsch als Zweitsprache verpflichtender Bestandteil der Studien- und Prüfungsordnungen der Lehramtsstudiengänge sind. Zudem gehört Berlin zu den Ländern, die ihren Lehrkräften ein „hohes“ Angebot an Fortbildungen zu sprachlicher und kultureller Vielfalt machen.

Das ist also der aus Berliner Sicht erfreuliche Teil der Ergebnisse einer bundesweiten Studie, die die Stiftung Mercator am Dienstag vorstellte. Thema: Wie gut sind LehrerInnen auf die Einwanderungsgesellschaft vorbereitet. Das Fazit, das Koherausgeberin Cornelia Schu gleich vorwegschickte: „Dass Vielfalt inzwischen der Normalfall auch in der Schule ist, ist zwar weitgehend angekommen, aber die Vorbereitung der Lehrer auf diesen Normalfall könnte noch deutlich besser laufen.“

Fortbildung tageweise

Das gilt auch für Berlin. Denn der größte Teil der angebotenen Fortbildungen dauere nicht länger als einen Tag – und die wiederum verpuffen meist mehr oder weniger wirkungslos, sagen die Wissenschaftler, die die Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte analysiert haben. Wenn man wirklich verstehen will, wie Spracherwerb funktioniert, und daraus Konzepte für den Unterricht ableiten will, geht das nicht an einem Vormittag“, sagt der zweite Koherausgeber, Michael Becker-Mrotzek.

Für Berlin heißt das: Einzelne Maßnahmen wie etwa der E-Learning-Kurs Deutsch als Zweitsprache in Willkommensklassen, die die Senatsbildungsverwaltung seit Beginn dieses Schuljahrs anbietet? Okay – aber es brauche mehr als ein „punktuelles Reagieren“, sagt Becker-Mrotzek. Es fehle insgesamt in vielen Ländern noch an einem koordinierten Konzept, wie man dem „Normalfall Vielfalt“ begegnen wolle. Ein weiterer Kritikpunkt der Studie ist auch: Die Länder bündeln ihre Fortbildungsangebote nicht übersichtlich genug.

Immerhin: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat den Missstand erkannt – am Freitag soll ein zentrales Weiterbildungszentrum in Mitte eröffnet werden. Anna Klöpper