Krebstherapie Ermittlungen gegen alternativen Heilpraktiker dauern an
: Todesursachen weiterhin ungeklärt

Mönchengladbach taz/dpa/afp | Die Ermittlungen gegen den Heilpraktiker Klaus R. wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung dauern an. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Mönchengladbach mit. Man werde nun den Behandlungswirkstoff 3-Brompyruvat (3-BP) in den Fokus weiterer Untersuchungen nehmen. Gegenwärtig sei noch unklar, ob die Verabreichung der Chemikalie den Tod der Patienten verursacht hat.

Am 27. Juli wurden im Biologischen Krebszentrum in Brüggen-Bracht am Niederrhein fünf Behandlungen mit 3-BP durchgeführt. Innerhalb der folgenden drei Tage verstarben drei der Patienten, die anderen beiden wurden in ein Krankenhaus eingeliefert. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft befinden sie sich nach lebensbedrohlichen Beschwerden gegenwärtig noch immer in ärztlicher Behandlung.

3-BP ist nicht als Medikament zugelassen. Wie der Krebsinformationsdienst Heidelberg mitteilt, gebe es bislang keine klinischen Studien am Menschen. Laut Oberstaatsanwalt Axel Stahl, zuständig für die Ermittlungen, habe R. die Substanz als Heilpraktiker jedoch grundsätzlich verwenden dürfen. Voraussetzung sind Aufklärung und Einverständnis der Patienten.

Einem Großteil der im Krebszentrum Behandelten habe aus schulmedizinischer Sicht nicht mehr geholfen werden können, erklärten die Ermittler. „Es gibt die Arbeitsthese, dass mit dem Wirkstoff etwas nicht in Ordnung war“, so Stahl. Möglicherweise sei der Stoff verunreinigt oder nicht richtig dosiert gewesen. Aktuell ist das aber unklar, endgültige Obduktionsergebnisse der verstorbenen Patienten liegen noch nicht vor, pharmakologische und toxikologische Untersuchungen werden noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

„Wenn in kürzester Zeit Menschen nach einer bestimmten Therapie eine Verschlechterung ihres Gesundheitszustand erleiden, spricht vieles dafür, dass das etwas damit zu tun hat“, sagte Stahl, „doch diesen Beweis können wir noch nicht abschließend führen.“ Laut Staatsanwaltschaft habe R. in bisherigen Vernehmungen „im Wesentlichen pauschal bestritten, dass etwas falsch gelaufen sei“. Aktuell konnte durch Ermittlungen noch nicht geklärt werden, in welcher Konzentration den betroffenen Patienten das 3-BP verabreicht worden ist.

Insgesamt seien innerhalb von zwei Jahren in R.s Krebszentrum 69 Patienten verstorben, teilten die Ermittler mit. Man werde auch hier prüfen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und einer Behandlung mit 3-BP gegeben haben kann. Stahl dementierte Medienberichte, denen zufolge dafür Leichen exhumiert werden sollten.

Minh Schredle