kommentar von Kaija Kutter über Wolfsburger Polizei-Querelen
: Dieser Fall macht Mut

Wer Dinge angezeigt und nicht hinnimmt, sollte nicht als Nestbeschmutzerin gebrandmarkt werden

Vor die Öffentlichkeit treten, Namen nennen, Unschuldige ausmachen: In dem Bemühen um Schadenbegrenzung hat hier ein Polizeipräsident noch mehr Schaden angerichtet; diesen Eindruck kann man schon haben.

Die Öffentlichkeit kann brutal sein. Sie fordert die Wahrheit ein, auch dort, wo Dinge noch gar nicht geklärt sind, wirft den grellen Scheinwerfer auf Menschen und ihr Verhalten, für das es immer auch ganz andere Erklärungen geben kann. Die Nutzung von sozialen Medien wie Whatsapp zum Beispiel verleitet heutzutage viele Menschen zu intensivster Alltagskommunikation.

Und doch war es offenbar richtig, im Innenministerium die Entscheidung zu treffen, die Vorgänge zu untersuchen und ein Disziplinarverfahren einzuleiten. Die Aussage, dass diese Affäre nur Verlierer kennt, muss nicht stimmen. Auch wenn die Zeiten länger vorbei sind, in denen die Polizei ein reiner Männerverein war. Wenn es Regelungen und Dienstvereinbarungen für den fairen Umgang gibt, scheint es für Frauen schwierig zu sein, sich zu behaupten. Da ist es richtig, Beförderungsentscheidungen zu hinterfragen und genau zu gucken, wer geht und wer bleibt.

Wer Dinge anzeigt und nicht hinnimmt, sollte nicht als Nestbeschmutzerin gebrandmarkt werden. Nach dem Motto: Die hat uns ja den ganzen Ärger eingebrockt.

Die politische Führung konnte ab einem bestimmten Zeitpunkt fast nur noch Dinge falsch machen. Korrekt wäre, keine Namen zu nennen und die Beteiligten zu schützen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind. Dafür gilt es den öffentlichen Druck auch mal auszuhalten. Die Frage der Opposition, warum hier nicht der Innenminister auf die Bühne trat, ist berechtigt.

Die Lehre aus diesem Fall könnte sein, dass es lohnt, bei Personalentscheidungen bei der Polizei und überhaupt im Öffentlichen Dienst genau hinzuschauen. Wenn er korrekt und in Ruhe zu Ende aufgearbeitet wird, könnte der Fall Mut machen statt Karrieren zu zerstören.