Virtueller Hickhack

MDR-Bericht Fährt „bild.de“ eine Kampagne gegen Edward Snowden?

Julian Reichelt ist sauer. Der Chef von bild.de bläst Ärger und Freude gleichermaßen gern über Twitter in die Welt. Aber am Dienstagabend regte er sich besonders auf.

Das ARD-Politmagazin „Fakt“ berichtete über das Gerücht, dass der NSA-Whistleblower Edward Snowden angeblich ein russischer Agent sei. Der Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen hatte das im NSA-Untersuchungsausschuss behauptet, allerdings ohne Belege zu liefern. Die Autoren des „Fakt“-Beitrags sagen, Maaß’ Auftritt sei der „Höhepunkt einer Kommunikationsoffensive“ gegen Russland, Teil dieser Kampagne sei auch bild.de.

Schaut man durch die letzten Snowden-Artikel von bild.de, scheint die Vermutung nicht völlig abwegig: „Edward Snowden doch russischer Agent?“, hieß es da am 10. Juni, „Darum ist Snowden ein Russen-Agent!“, einen Tag später, und am 2. Juli: „Kreml gibt zu: Snowden ist ein Russen-Agent“.

„Fakt“ lässt in dem Beitrag auch Reichelt zu Wort kommen. Er gibt zu, dass bild.de für seine Behauptungen keine Belege hat. Die seien aber auch sehr schwer zu führen, weil in der „Welt der Geheimdienste“ Belege „bestmöglich vernichtet, unterdrückt, verschleiert“ würden.

Noch bevor der Beitrag ausgestrahlt wurde, twitterte Reichelt, die Recherche sei so schlecht, dass die Kollegen es nicht mal schafften, die richtige Behörde von Herrn Maaßen zu nennen. Tatsächlich hatte es im Onlinebeitrag des MDR erst geheißen, Maaßen sei Chef des Bundesnachrichtendienstes. Der MDR korrigierte den Beitrag, doch Reichelt fluchte weiter: Die ganze Behauptung des Beitrags, es gebe eine Kommunikationsoffensive von bild.de, sei „eins zu eins die Linie russischer Desinformation und Propaganda“. Später veröffentlichte der MDR das ungeschnittene Interview mit Reichelt. Darin begründet er ausführlich, warum er Snowden für einen Agenten hält. afro