Barbara Dribbusch über subsidiären Flüchtlingsschutz
: Im Zwischenreich

Wer subsidiären Schutz bekommt, erhält erst mal nur für ein Jahr eine Aufenthaltserlaubnis

Manche Flüchtlinge sind durch Gewalt in ihrem Herkunftsland traumatisiert, manche erleben das Trauma erst durch die Erlebnisse auf der Flucht, und einige machen die existenziell bedrohlichsten Erfahrungen im deutschen Asylsystem. Jüngstes Beispiel ist der subsi­diäre Schutz, der Syrern immer öfter statt des höherwertigen Flüchtlingsschutzes nach der Genfer Konvention zugesprochen wird. Im Januar endeten weniger als 1 Prozent der Entscheidungen über einen Asylantrag eines Syrers mit Gewährung des sogenannten subsidiären Schutzes, im Juli war es schon mehr als die Hälfte. Wer nur subsidiären Schutz bekommt, erhält erst mal nur für ein Jahr eine Aufenthaltserlaubnis und kann in den nächsten zwei Jahren weder Ehepartner noch Kinder nachholen.

Vor dem Hintergrund dieser Verschlechterung lässt die jüngste Aussage von Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit und des Bundesamtes für Migration, aufhorchen. Er betonte, wer in Deutschland eine Arbeit finde, der solle auf jeden Fall bleiben dürfen, auch mit befristetem Aufenthaltsrecht. Der Integrationsdruck auf Flüchtlinge steigt also, interessanterweise zeitgleich mit der Erkenntnis, dass die Integration in den Jobmarkt für Neuankömmlinge, die aus einem völlig anderen Wirtschafts-, Bildungs- und Sprachsystem kommen, viel schwieriger als gedacht ist. Die öffentlich finanzierten Deutschkurse reichen in der Regel nicht aus, um anschließend eine Arbeit aufnehmen oder eine Ausbildung beginnen zu können.

Deutschland ist nicht so sicher, wie man es den syrischen Flüchtlingen am Anfang vermittelte. Die Leute sollen viel Lebenszeit und Kraft in Deutsch- und sonstige Kurse investieren, ohne die Sicherheit zu haben, dass sie sich und ihrer Familie am Ende eine tragfähige Existenz in Deutschland aufbauen können. Um diese Ungewissheit aushalten zu können, ohne depressiv zu werden, muss man verdrängen können. Eigentlich ist es zu viel verlangt.

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