KOMMENTAR
: Teurer Ausflug

Andy Grotes Dienstreise nach Rio ist eine Nummer zu groß

Was hat Hamburgs Innensenator bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro verloren? Schon klar: Andy Grote (SPD) ist auch für den Sport zuständig. Aber die Olympia-Bewerbung des rot-grünen Senats ist gescheitert und mit dem Aus für drei Erstligamannschaften in diesem Jahr könnte man meinen, das Thema „Sportstadt“ sei durch. Zumal sich bei Kosten von 50.000 Euro die Frage aufdrängt, ob Grote dem Gebot des sparsamen Umgangs mit öffentlichem Geld gefolgt ist.

Ein Businessclass-Flug von Hamburg nach Rio mit der Lufthansa kostet hin und zurück 4.700 Euro. Bleiben 5.300 Euro für sieben Tage, macht 750 Euro zum Ausgeben – pro Tag! Auch bei einem teuren Hotelzimmer bliebt reichlich Geld zum Auf-den-Kopf-Hauen. Vermutlich wird aber doch das meiste für olympiamäßig überteuerte Flüge und Hotelzimmer draufgegangen sein.

Das macht die Sache nicht besser: Denn was bekommt die Stadt dafür? In seiner Antwort an die CDU schwafelt der Senat in Schleifen von der „Weiterentwicklung“ des internationalen Sportstandorts, wofür sich die Spiele mit ihren Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen, besonders eigneten.

Im Ernst: Wer interessiert sich unter Tausenden prominenter Gästen für den Hamburger Innensenator? Wären Marketing-Profis und Veranstalter nicht viel eher geeignet, internationale Sportereignisse in die Stadt zu holen?

Bleibt die Politik als symbolische Handlung. Die Entsendung der Delegation sei ein Zeichen der Wertschätzung des Senats den Athletinnen gegenüber und insbesondere der paralympischen Spiele, schreibt der Senat. Es wäre interessant zu wissen, ob die Delegation auch deren Wettkämpfe besucht hat.

Unterm Strich bleibt die Frage, ob es nicht eine Nummer kleiner oder billiger gegangen wäre. Wozu etwa braucht der Hamburger Innensenator, den in Rio keiner kennt, zwei Leibwächter? Theoretisch hätte der Senat mit dem Geld einem der reichlich vorhandenen darbenden Athleten unter die Arme greifen können. Ein Trost bleibt: Olympische Spiele in Hamburg wären teurer geworden. Gernot Knödler