Portrait
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Im doppelten Sinne Connis Mutter: Liane Schneider Foto: dpa

Die Bestseller-Autorin

Sie ist der Schrecken vorlesender Eltern: Liane Schneider aus Garbsen bei Hannover hat vor fast 25 Jahren die Kinderbuchfigur „Conni“ erfunden. Über die Zeit ist daraus eine Buchreihe mit einer Auflage von 25 Millionen geworden. Kinder lieben sie, Erwachsene treiben die einfachen, ohne Höhepunkt aneinander gereihten Sätze in den Wahnsinn und dazu, die Bücher zu verstecken, damit das Kind bloß nicht auf die Idee kommt, damit bespaßt werden zu wollen.

Gestern ist der Film dazu in die Kinos gekommen. Regie führte Till Schweiger, seine Tochter Emma spielt die Hauptrolle. Die Dreharbeiten für den zweiten Film laufen schon. „Das ist schon abgehoben“, sagt die Autorin.

Schneider, 58 Jahre alt, hat mit den Büchern begonnen, als ihre Tochter Cornelia in den Kindergarten kam. Die Geschichten orientierten sich am Alltag der Kinder und sind mit der Protagonistin gewachsen: „Conni ist krank“, „Conni geht nicht mit Fremden mit“, „Conni hilft Mama“. Den Erfolg erklärt sich die Autorin damit, dass Conni so normal ist: „Sie erlebt Sachen, die andere auch erleben.“

Tatsächlich spielen die Bücher eher in einer heilen Welt mit Mama, Papa, Kind und Kater. Die Geschichten sind konsequent aus der Kleinmädchenperspektive erzählt. Das mag wunderbar sein für die Zielgruppe, geht aber zu Lasten der anderen Figuren, die bloß als Klischees auftreten. „Kleine Kinder wollen es in Büchern so haben, wie es sein sollte – gerade, wenn es bei ihnen zu Hause nicht so läuft“, rechtfertigt sich Schneider.

Ihr erstes Manuskript hatte die Lehrerin auf gut Glück an den Hamburger Carlsen-Verlag geschickt. „Wenn der Verlag den Text abgelehnt hätte, hätte ich es kein zweites Mal versucht“, erinnert sie sich. Dass Conni dermaßen einschlagen und ihre Leben verändern sollte, war nicht abzusehen.

Inzwischen hat sie ihren Job beim Staat gekündigt und schreibt nur noch Conni-Bücher, durchschnittlich vier pro Jahr – mehr als 60 insgesamt. Die Bücher sind in 30 Fremdsprachen übersetzt worden. In Frankreich heißt das blonde Mädchen mit der roten Schleife im Haar Lola, in Spanien Berta, in Polen Zuzia und in der Türkei Eilif.

„Ich habe gehört, dass an einer amerikanischen Universität Conni-Bücher eingesetzt werden, um die deutsche Kultur zu vermitteln“, sagt die Autorin. „Das fand ich schon kurios.“ Die Bücher werden von der Stiftung Lesen empfohlen. Nach Deutschland geflüchtete Kinder lernen mit „Conni in der Schule“. Die Marke „Conni“ ist mittlerweile über ihre Erfinderin hinausgewachsen. Schneider schreibt nur die Bücher für die Jüngsten. Die Romane mit der älteren Conni haben andere Autorinnen übernommen. Heute gibt es auch Reihen für Kinder ab sieben, zehn und zwölf Jahren.

Das Rampenlicht meidet Schneider lieber. Zwar war sie mit ihrer inzwischen 30-jährigen Tochter bei der Filmpremiere in Berlin, statt aber mit Emma oder Till Schweiger zu sprechen, hat sie den Filmhund gestreichelt. Der ersetzt den Kater aus den Büchern. „Katzen lassen sich nun einmal schlechter dressieren“, sagt Schneider. knö