Das wird der Restmonat, der noch wird (7)
: Gut abgehangene
Siegerinnen

Endlich wieder leibhaftige Texte: ein erhebender Moment, auf den wir lange warten mussten

VORSCHAU Heute mit Frauentragen und Gummistiefelwerfen und neuen Wegen im Pferdesport

Berlin, 15. Juli. Nach Wochen der Geiselnahme durch die Fußball-EM tauchen im Zentralorgan der Leibesüblerszene wieder leibhaftige Texte jenseits des Balltretens auf. Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung spricht von „einem erhebenden Moment, auf den wir lange warten mussten“.

Aachen, 16. Juli. Bernhard Langer (Ewigkeitsgolfer) erhält beim Reitturnier (Ewigkeitsgähnen) in Aachen (zweitewigste Stadt) die „Goldenen Sportpyramide“ der Deutschen Sporthilfe. Mit der Verleihung beginnt eine „kulturstarke Rosskur“, die den Pferdesport volkstümlicher machen will. Bei einer multidisziplinären Show präsentiert Turner Fabian Hambüchen („Ich weiß, was rossig sein heißt“) seine Rio-Kür im Pferdsprung live über den breiten Rücken des Hengstes Totilas. Schach-Großmeister zelebrieren, zu Rossini-Klängen auf Oxern feingliedrig balancierend, Ganzkörper-Varianten des Rösselsprungs. Turnier-Dauergast Thomas Müller, mit „oa Pferdekuss in meinen schmalen Wadeln“ aus Frankreich angereist, gönnt sich eine große Portion „Pferdesauerbraten mit Rossmarin und Rossinensauce“, was seine Frau Lisa, eine Dressurreiterin, allerdings „völlig unpfaird“ nennt.

Paris, 18. Juli. Kurz nach der „erfolgreichsten Fußball-EM aller Zeiten“ (Uefa) konkretisieren sich die Pläne, die Teilnehmerzahl der Endrunde auf 48 zu verdoppeln. Unklar ist, wie eine lukrative Qualifikationsrunde durchgeführt wird, wenn bei 55 Uefa-Mitgliedsländern kaum wer ausscheiden kann. Deshalb soll es Wildcards geben für europäische Finanzplätze: Panama, Britische Jungferninseln, die Cay­mans, sogar posthum an Neutral-Moresnet. „Da ruht ja ohnehin das Geld der Akteure“, argumentiert ein Uefa-Offizieller kundig.

Wiesbaden, 22. Juli. Auch drei Monate nach Verkaufsstart der Sonderbriefmarkenserie „Gutes tun – für den Sport“ streitet die deutsche Golfszene weiter: Traditionalisten fühlen sich zwar vom ersten Golfmotiv der Postgeschichte geehrt („Unser Sport hat mit 145+55 Cent auch den angemessen höchsten Wert“), schimpfen aber auf den völlig abgewetzten, zudem leicht unrunden Ball im Bild: „Den würde nicht mal eine Krähe vom Fairway picken.“ Punkgolfer erwidern: „Möge das alte Establishment anerkennen: Wahres Golf kann vollproll dreckig sein.“

Paris, 24. Juli. Ausgerechnet auf den Champs-Élysées geht dem Vorjahressieger der Tour de France, dem Briten Christopher Froome, der Saft aus. „Mein Akku hatte einen Hungerast“, sagt er nachher ungeniert.

Rio, 28. Juli. Eine Woche vor Beginn der Olympischen Spiele verkünden Veranstalter und Stadt den Olympixit: Zika, Stadtpleite, Dope in allen Adern, „wir schaffen es nicht“, sagt IOC-Präsident Thomas Bach. Wladimir Putin fordert, den Ausschluss seiner Sportler umgehend rückgängig zu machen. „Wie kann man von einem ausfallenden Event ausgeschlossen sein?“

London, 30. Juli. 50 Jahre nach dem WM-Finale in Wembley 1966 steht endlich fest: „Der Ball war drin oder er war es nicht.“ Zu diesem „Ergebnis ohne Interpretationsspielraum“ kommt die Bachramov-Kommission der UNO. Man sei froh, so das Fazit, „die Menschheitsfrage des dritten Tores endlich abschließend geklärt zu haben“. Geklärt ist auch, warum das Finale einmalig an einem Samstag stattfand: Die junge Queen hatte ein sonntägliches Teedate mit ihrem Reitlehrer.

Sonkajärwi/Kinnula/Jyväskylä, 31. Juli. Erst kämpften die sehr sportiven Finnen Anfang des Monats um WM-Medaillen im Frauentragen, bei der es jedes Jahr stolze Sieger gibt und gut abgehangene Siegerinnen. Kurz darauf folgte die WM im Gummistiefelweitwurf, wo Routinier Antti Ruusuvirta seinen Weltrekord von 68,03 Metern knapp verfehlte: „Ich war zu sehr von Opas Triumph abgelenkt.“

Sein Großvater Matti Ruusuvirta (92) startete in der Kategorie Ü90. Und ab heute fahren die Mückenländler auch noch Auto: Zum bereits 66. Mal findet die Rallye Finnland statt. Wow. Route 66 … Ach, Rasenbull Leipzig ist Obersponsor? Dann lassen wir sie alleine die Luft der armen Mücken zupesten.

Bernd Müllender