SPRACHRÄUME

Kleine, wohl geplante Fluchten begehen zwei junge Menschen, wenn sie sich täglich in der virtuellen Welt treffen und sich als ihre Alter Egos in sie hineinschreiben. Sie treffen in einem Chatroom aufeinander, sind hier verabredet und malen ihre eigenen Welten aus, in denen sie gut weg-und glänzend herüberkommen. Über die Zeit wachsen aber auch die Zweifel, ob der Chatpartner wirklich so mutig oder die Schreiberin dermaßen allmächtig ist. Fragen, die in dem Stück „Wir ohne uns“ auch auf die eigene Selbstwahrnehmung zurückschlagen und die Kluft zwischen Wunsch und Realität schmerzlich vertiefen. In der Inszenierung von Anne Bader kommen neben den vordergründig sportlich und lässigen Charakteren, auch die traurigen und verletzlichen Seiten von Amina und Bo zum Vorschein, die fragen, suchen und scheitern. Der Text wurde eigens für das Junge Schauspielhaus von der vielfach ausgezeichneten Autorin Nino Haratischwili entwickelt und lotet in nachdenklichen Dialogen Selbstfindungen aus, die zwischen virtuellem und realem Leben wechseln. Mi, 19. 12., 20 Uhr, Hamburger Botschaft, Sternstraße 67

Der klassische Stoff der tragischen Figur Antigone, die stark und unbeirrbar für ihre Überzeugungen eintritt, dient auch Branko Šimić als Vorlage, zwei Frauenfiguren auf die Bühne zu schicken. In assoziativen Selbstgesprächen und Dialogen befragen sie ihre Biografien, ob, wann und wie sie für ihre Ideale eingetreten sind und ziehen immer wieder Schleifen zur griechischen Heldin. Eine deutsche und eine bosnische Schauspielerin umkreisen sich in „Wir – Antigone #2“ und sind aufgrund der jüngsten Geschichte um Staatenauflösung, Krieg und Nato-Einsatz näher aneinander gebunden als ihnen vielleicht lieb ist. Das Stück beschließt das 10-tägige Kulturcrash-Festival „Krass“, das sich der polykulturellen Sichtbarkeit verschreibt und erstmalig in dieser intensiven Form mit Performances, Konzerten und Diskussionen und Schauspiel stattfand. Sa, 15. 12., 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Das Wilhelmsburger Wintermärchen „Penny & Cash“ im Stadtteilkulturzentrum Honigfabrik stellt den stattsam bekannten Spruch „Geld macht nicht glücklich, aber beruhigt ungemein“ noch einmal auf neue Füße. Die beiden obdachlosen Jugendlichen Penny und Cash kommen überraschend zu einer größeren Menge Geld, das nicht nur ihr bisheriges Leben verändert, sondern ihnen auch einige Gesetzmäßigkeiten des Wirtschaftskreislaufs offenbart. Ihre Reise mit vollen Taschen nimmt einstweilen rauschhafte Züge des Geldausgebens an, irgendwann werden die beiden philosophischer und beginnen, über die Käuflichkeit der Welt nachzudenken. Und landen schließlich doch wieder auf dem Boden der Tatsachen. So, 16. 12., 14 Uhr, sowie 17. / 18. / 19. / 20. 12. je 10 und 12 Uhr, Honigfabrik, Industriestraße 125 – 131, Anmeldung unter ☎ 040 / 42 10 39 20KENDRA ECKHORST