Fragwürdige Gästeliste bei Gauck-Empfang

Chile-Besuch Auch zwei Funktionäre der Colonia Dignidad wurden in die deutsche Botschaft eingeladen

BERLIN epd | Das Auswärtige Amt ist um eine zügige Erklärung bemüht, wie es bei einem Empfang von Bundespräsident Joachim Gauck in der deutschen Botschaft in Chile zur Einladung zweier Verantwortlicher der Sektenkolonie Colonia Dignidad kommen konnte. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, jedoch sehr im Interesse des Auswärtigen Amts, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin.

Er bestätigte Berichte, wonach die Einladung an Reinhard Zeitner und Hans Schreiber zum Empfang des Bundespräsidenten während seines Besuchs in Chile Mitte Juli „tatsächlich ausgesprochen wurden“. Noch sei nicht bekannt, „welche Abwägungen der Botschaft im Einzelnen zugrunde lagen“, sagte der Sprecher.

Auf seiner Reise hat Gauck auch den Opfern der Colonia Dignidad gedacht. Zusammen mit Chiles Präsidentin Michelle Bachelet besuchte er das Museum der Erinnerung und Menschenrechte in Santiago. Opferverbände äußerten sich nach dem Besuch aber enttäuscht.

Zeitner ist Berichten zufolge wegen sexuellen Kindesmissbrauchs zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Schreiber sei einer der Leiter des Nachfolgebetriebs der Villa Baviera gewesen. Der Sprecher sagte, es handle sich um ein „sehr schwieriges und sensibles Umfeld“.

In der Colonia Dignidad wurden während der Pinochet-Diktatur von 1973 bis 1990 jahrelang politische Häftlinge gefoltert und als Zwangsarbeiter festgehalten. Kinder wurden laut Zeugenaussagen kontinuierlich sexuell missbraucht. Die abgeriegelte Siedlung war in den 60er Jahren von dem Deutschen Paul Schäfer gegründet worden.