heute in bremen
: „Wie sie leimt, nagelt, klebt“

Sommergast Frank Schmidt, Direktor der Museen Böttcherstraße, präsentiert junge Bildhauerin

Frank Schmidt

Foto: Museen Böttcherstraße

46, Kunsthistoriker, war wissenschaftlicher Direktor der Kunsthalle Emden, ist jetzt Direktor der Museen Böttcherstraße.

taz: Herr Schmidt, eine neue Ausstellungsreihe startet mit Werken von Laura Eckert aus Leipzig. Ist die Ihre Entdeckung?

Frank Schmidt: Ja, ich habe sie im Atelier besucht, war sehr angetan und habe nun ihre erste Einzelausstellung in Deutschland kuratiert.

Warum laden Sie sich Sommergäste ins Haus?

Ich will zeitgenössische Kunstpositionen vorstellen, die mich interessieren und etwas mit unserer Sammlung zu tun haben.

Was hat die 33-jährige Holzbildhauerin mit der Malerei Paula Modersohn-Beckers zu tun?

Wir sind durch unsere Hoetger-Sammlung ja auch Bildhauermuseum und wollen mit der Präsenz von Eckerts intervenierenden Arbeiten das Modersohn- und Ludwig-Roselius-Haus zusammenführen.

Erwarten Sie sich davon neue Impulse für die Museen Böttcherstraße?

In der Gegenüberstellung der Köpfe, wie Eckert ihre Werke nennt, mit beispielsweise Skulpturen des Mittelalters und der Renaissance ist eine Ähnlichkeit trotz aller Unterschiede zu entdecken, die zur Auseinandersetzung über 500 Jahre Kunstgeschichte und das Idealbild des Menschen reizt.

Warum halten Sie Eckert für eine besonders vielversprechende Künstlerin?

Weil sie figurative Kunst als aktuelle Auseinandersetzung mit dem Menschen nutzt, der sich und seinen Körper ständig optimieren will, eine Art Ersatzteillager ist, mit austauschbaren Körperteilen, weswegen Torsi zu sehen sind.

Das sind keine Porträts?

Nein, der Mensch als vielschichtiges, imperfektes Wesen wird deutlich darin, wie Eckert ihn aus Holzdielen eines Leipziger Altbaus leimt, nagelt, klebt … diese Schichtholzästhetik beeindruckt mich sehr, wie die Künstlerin so und ohne Vorstudien ihre Büsten und lebensgroßen Skulpturen zusammenbaut, das Material dabei nie verfremdet oder Arbeitsspuren versteckt, niemals glättet, Risse sichtbar macht und Astlöcher …

… wie Wunden. Wildern Sie mit dieser Bildhauerei nicht im Hoheitsgebiet des Marcks-Hauses?

Nein, die finden das gut, die Künstlerin toll, wir nehmen uns da nichts weg.

Warum sollte man Ihrem Künstlergespräch mit Laura Eckert beiwohnen?

Weil sie sehr reflektiert über ihre Arbeit reden kann und direkt ansprechbar ist für alle Fragen. Interview: FIS

15 Uhr, Frank Schmidts Künstlergespräch mit Laura Eckert, Museen Böttcherstraße