Studieren in den Ferien

Lernlust In Norddeutschland können Sie in diesem Sommer für ein paar Wochen eine Universität besuchen – ohne Student zu sein

Sommerzeit ist Freizeit, auch für die norddeutschen Studierenden. Die Vorlesungssäle sind leer, der Campus ist ausgestorben. Doch an manchen Universitäten wird auch in der vorlesungsfreien Zeit gelernt: In Bremen, Lüneburg, Kiel und Hannover können interessierte StudentInnen, Erwerbstätige und andere Neugierige an sogenannten Sommerunis teilnehmen.

In einem Zeitraum mehrerer Wochen oder auch nur einiger Tage bieten die Hochschulen Kurse und Fortbildungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Zielgruppen an. Ziel der Kurse ist es, sich außerhalb des Berufs- und Universitätsalltags mit Themen zu beschäftigen und Kenntnisse zu vertiefen. Die Teilnahme ist meist kostenpflichtig, für Studierende gibt es aber häufig Ermäßigungen oder Fördermöglichkeiten.

So zum Beispiel in Bremen. Schon seit 19 Jahren bietet die Universität der Hansestadt eine Sommeruni allein für Frauen an: die „Informatica Feminale“. Für nur 35 Euro können Studentinnen drei Wochen lang an allen Kursen ihrer Wahl teilnehmen. Sie können sogar Credit Points, also für ihre Studium anrechenbare Leistungsnachweise, sammeln. Parallel dazu findet seit mittlerweile acht Jahren in Bremen noch eine zweite Sommeruni ebenfalls nur für Frauen statt: Sie richtet sich an junge Ingenieurinnen.

Ziel der rein weiblichen Sommerunis ist es, jungen Wissenschaftlerinnen den Rücken zu stärken: „Es gibt nur wenige Frauen in technischen Studiengängen. Wir wollen ihnen einen Raum zum Erfahrungsaustausch bieten“, sagt Henrike Illig aus dem Organisationsteam. Die Sommeruni gebe den jungen Frauen die Möglichkeit, sich in einem geschützten Umfeld nur auf ihr Fach zu konzentrieren und eigene Schwerpunkte zu setzen „Es gibt auch eine kostenlose Kinderbetreuung“, wirbt Illig.

Es dürfen aber nicht nur Studentinnen teilnehmen, sondern alle Frauen, die sich für Informatik oder Ingenieurswesen interessieren – auch Einsteigerinnen. „Letztens hat mich eine 17-Jährige angerufen, die ihre Sommerferien ausfüllen will und Lust auf Informatik hat“, sagt Henrike Illig. Minderjährige brauchen dazu allerdings die Teilnahmeerlaubnis ihrer Eltern.

Neben rein technischen Kursen werden die Teilnehmerinnen auch über ethische Aspekte der Entwicklung und Forschung sprechen: „Mit Kompetenz im technologischen Bereich geht auch eine große Verantwortung einher“, erinnert Henrike Illig. Deshalb organisiere sie als Teil des Programms Podiumsdiskussionen und einen Besuch am „Denkort“-Bunker „Valentin“, einer ehemaligen U-Boot-Werft aus der Nazizeit. „Hätten keine Forscher und Ingenieure für Hitler gearbeitet, wäre diese Werft nicht entstanden.“

Da beide Sommerunis sowohl Kurse auf Englisch als auch auf Deutsch anbieten, können sich auch Teilnehmerinnen aus dem Ausland anmelden.

Nicht nur für Frauen, aber dafür nur für internationale Teilnehmer ist die Sommeruni der Leuphana-Universität Lüneburg. Einen Monat lang können dort Menschen aus aller Welt Deutsch lernen. Mit Hilfe eines Einstufungstests zu Beginn werden die Teilnehmenden in verschiedene Kurse eingeteilt, je nach Sprachkenntnissen. Das Angebot reicht von Anfängerkursen bis zu Lehrgängen auf Muttersprachniveau.

Neben der Vertiefung deutscher Sprachfähigkeiten steht der kulturelle Austausch im Mittelpunkt. Im Rahmen eines kostenlosen Programms gibt es gemeinsame Stadtführungen und Ausflüge ins Umland.

Die Sommerkurse vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik finden nur an einem Wochenende statt. Die Workshops richten sich an schleswig-holsteinische Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen. Unter dem Motto „Sprache und Kommunikation im Unterricht“ wird es um Möglichkeiten gehen, Wissen im Unterricht interessanter aufzubereiten und nachhaltig zu vermitteln.

In Hannover können seit sieben Jahren alle, die Lust haben, in einem Zeitraum von drei Wochen verschiedenen Vorträgen lauschen und an Workshops teilnehmen. Die Themen reichen von Theodor Fontane über Lichttechnik bis hin zum Heimwerken als gesellschaftliches Phänomen. ANTONIA STILLE