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: Die Spätstarter

EISHOCKEY Die Pittsburgh Penguins stehen vor dem Gewinn des Stanley Cups. Tom Kühnhackl kann als dritter deutscher Spieler NHL-Meister werden

Dass er nicht die üblichen guten zehn Minuten auf dem Eis stand, wird Tom Kühnhackl am Ende egal gewesen sein am Montagabend im Stadion von San José. Dafür durfte der Deutsche am Montag (Ortszeit) die Atmosphäre eines Rockkonzerts genießen. James Hetfield von Metallica hatte das Spielfeld gekapert und spielte im Trikot der dort ansässigen Sharks die Nationalhymne. Die Magie des Auftritts war aber schnell verflogen. 1:3 verloren die Haie gegen Kühnhackls Pittsburgh Penguins.

In der Finalserie um die Meisterschaft steht es nun 1:3 aus Sicht der Kalifornier, die „Pens“ könnten bei einem Sieg in der Nacht zum Freitag deutscher Zeit in eigener Halle die Meistertrophäe in die Höhe wuchten. Für die Penguins wäre es bereits der vierte Stanley Cup; zuletzt wurde der Pokal 2009 gewonnen. „Wir haben so hart dafür gearbeitet, das ganze Jahr lang“, erklärte Penguins-Star Sidney Crosby nach der Partie. Es wäre die Krönung einer Saison, die chaotischer nicht hätte beginnen können. Drei Niederlagen hintereinander gab es zu Beginn, das Team erholte sich nur langsam. Das Management entließ den glücklosen Trainer Mike Johnston im Dezember nach 28 Saisonspielen und ersetzte ihn durch Mike Sullivan. Der coachte die Pens zu 33 Siegen in 54 Partien. „Die Entwicklung der Pens in diesem Jahr ist nur schwer in Worte zu fassen“, analysierte Phil Bourque, der als Spieler an der Seite des großen Mario Lemieux 1991 und 1992 die ersten beiden Titel nach Pittsburgh holen konnte.

Bezeichnend, dass auch Jew­geni Malkin, mindestens genauso begnadet wie Crosby, im vierten Finalspiel endlich glänzen konnte, nachdem er in den Partien zuvor weit unter seinen Möglichkeiten geblieben war. Erst spielte Malkin den Assist zum 1:0, kurz nach Beginn des zweiten Drittels traf der Russe dann selbst zum 2:0. Es war erst das zweite Tor des Stars in den letzten 16 Spielen. „Er ist ein so großartiger Spieler, es war nur eine Frage der Zeit, bis der Knoten wieder platzt“, sagte Coach Sullivan.

Gut spielt auch Tom Kühnhackl. Der 24-jährige Sohn des deutschen Eishockeyspielers Erich Kühnhackl ist erst seit Jahresbeginn bei den Pinguins, war zuvor beim Farmteam in der unterklassigen American Hockey League unterwegs. Dort traf er schon auf Sullivan. Als der 48-Jährige zum NHL-Team kam, holte er seine besten Talente nach. „Natürlich hat es mir und anderen Spielern geholfen, dass er dort schon sehen konnte, was wir draufhaben“, bestätigt Kühnhackl.

Mit seinem bedingungslosen Einsatz passt er genau zur Arbeiterstadt Pittsburgh und zum Stil der Pens. Eigentlich sollte der Landshuter nur einen verletzten Teamkollegen vertreten, spielte sich aber fest. Im Februar erzielte Kühnhackl sein erstes NHL-Tor, im März wurde der bestehende Vertrag um zwei Jahre verlängert. Anfang April traf der 1,90-Meter-Mann in seinem ersten Playoff-Spiel zum 5:2 beim Auftakt der Erstrundenserie gegen die New York Rangers.

Fünf Monate nach dem Debüt könnte nun der Höhepunkt folgen. Er wäre nach Uwe Krupp (mit den Colorado Avalanche 1996 und mit den Detroit Red Wings 2002) und Dennis Seidenberg (2011 als Spieler der Boston Bruins) erst der dritte deutsche NHL-Titelgewinner. „Ich blende das alles immer noch aus“, sagt Kühnhackl über den schnellen Aufstieg. David Digili