Rücktritt im Justizapparat

ÄGYPTEN Nach einem Monat wirft der Chefankläger das Handtuch. Neue Proteste gegen die Verfassung

KAIRO rtr | In Ägypten hat die Opposition den Rücktritt des erst vor einem Monat ernannten ägyptischen Generalstaatsanwalts Talaat Ibrahim begrüßt und für Dienstag zu neuen Protesten aufgerufen. Viele Richter hatten es als Angriff auf ihre Unabhängigkeit gewertet, dass der islamistische Präsident Mohammed Mursi im November Ibrahims langjährigen Vorgänger abgesetzt hatte.

Mehr als 1.300 Mitglieder der Staatsanwaltschaft hatten sich am Montag vor dem Amtssitz von Generalstaatsanwalt Ibrahim versammelt und verlangt, dass er seinen Posten abgibt. Zuvor hatten weitere Richter erklärt, sie würden die zweite Runde der Volksabstimmung boykottieren. Damit wird deren Organisation immer schwieriger, weil Richter die Abstimmung überwachen müssen. Am Samstag findet die zweite Runde des Referendums statt, diesmal in vorwiegend ländlichen Regionen, in denen die Islamisten sehr stark sind.

Die Nationale Rettungsfront, das größte Oppositionsbündnis, rief zu Demonstrationen im ganzen Land gegen die Verfassung auf. Außerdem forderte sie, den ersten Teil der Abstimmung zu wiederholen. In der Hauptstadt Kairo soll auf dem symbolträchtigen Tahrirplatz eine Kundgebung stattfinden.

In einer Erklärung der Rettungsfront hieß es: „Nieder mit der Verfassung der Muslimbruderschaft! Nieder mit der Verfassung der Tyrannei!“