Massengrab bei Falludscha gefunden

IRAK Regierungschef Haider al-Abadi ordnet die Bildung eines Menschenrechtskomitees an

BAGDAD afp | In der Nähe der IS-Hochburg Falludscha westlich von Bagdad haben irakische Sicherheitskräfte ein Massengrab mit schätzungsweise 400 Leichen entdeckt. Ein Polizeivertreter sagte am Sonntag nach dem Fund in der Stadt Saklawija, es handle sich offenbar um Opfer der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS).

Wie ein hochrangiger Polizist der Provinz Anbar mitteilte, waren Angehörige der Polizei, der Armee und des Kampfbündnisses Hasched al-Schaabi auf das Massengrab gestoßen, als sie in der Stadt Saklawija 10 Kilometer nordwestlich von Falludscha Minen räumten. Bei den etwa 400 Toten handle es sich um irakische Soldaten, es seien aber auch „ein paar Zivilisten“ dabei. Die meisten seien erschossen worden. Die irakische Armee hatte vor zwei Wochen eine Offensive gestartet, um die Stadt Falludscha zweieinhalb Jahre nach ihrer Besetzung durch den IS zurückzuerobern. Zunächst brachte sie Gebiete rund um die Stadt unter ihre Kontrolle, darunter Saklawija am Samstag.

Bei der Offensive soll es Vergehen der regierungstreuen Truppen gegeben haben. Der irakische Regierungschef Haider al-Abadi habe daher die Schaffung eines Menschenrechtskomitees angeordnet, das „jegliche Verletzung der Vorgaben für den Schutz von Zivilisten“ untersuchen solle, wie Abadis Sprecher Saad al-Hadithi sagte. Für die Ahndung von Vergehen habe Abadi „strikte Befehle“ erteilt.

Politiker wie Parlamentspräsident Salim al-Dschuburi hatten sich besorgt über Berichte geäußert, wonach die an der Falludscha-Offensive beteiligten Sicherheitskräfte ihre Macht missbrauchten. Es gebe Hinweise, dass „Polizisten und einige Freiwillige“ Verbrechen gegen Zivilisten begangen hätten. Auch der UN-Gesandte für den Irak, Jan Kubis, forderte die Regierung auf, die Vorwürfe „sorgfältig zu untersuchen“.

Falludscha ist eine sunnitische Stadt. Dem Kampfbündnis Hasched al-Schaabi gehören zwar auch sunnitische Stammeskämpfer an, es wird aber von schiitischen Milizen dominiert, die vom Nachbarland Iran unterstützt werden. Offiziell unterstehen sie Regierungschef Abadi, einige ihrer mächtigsten Gruppen werden allerdings direkt aus Teheran befehligt.