INVESTIGATIV Ein Dienstleister für Analysen findet Erstaunliches über die unbekannte Spezies Fußballfan heraus
: Rätselhafte Wesen von der Tanke

Was ein Glück, dass das Internet erfunden wurde. Da hatte jahrzehnte-, ach was jahrhundertelang niemand auch nur den Hauch einer Ahnung, was diese rätselhaften Wesen namens Fußballfans eigentlich genau sind, beziehungsweise was sie ausmacht, und dann löste eine Presseaussendung eines irgendwas mit Internet und Daten machenden Unternehmens das letzte verbliebene Rätsel der Neuzeit ein für alle mal auf. Was hatte sich die Menschheit bis dato über die geheimnisumwitterte Spezies den Kopf zerbrochen: Wie und wo beschafft sie sich ihre Nahrung? Wie legt sie die doch teilweise recht weiten Strecken zwischen ihrem natürlichen Habitat und den sogenannten Auswärtsstadien zurück? Gibt es Weibchen, und wenn ja, legen sie vereinsfarbige Eier oder sind sie Lebendgebärende?

Nun ist endlich Schluss mit den Spekulationen über den gemeinen Fußballfan, denn „Acxiom“ als ein führender Dienstleister für Daten, Analysen und Software-as-a-Service-Lösungen hat ihn mit Markt-Media-Studien analysiert.

Und diese Dings-Analysen-Studien haben es in sich. Zunächst einmal sollte man alles vergessen, was man je über weibliche Fußballfans gelesen hat, denn es gibt sie im Grunde gar nicht: 96 Prozent der Fans sind männlich, 4 Prozent weiblich. Und weil 4 Prozent ja nun wirklich im Prinzip nichts sind, wird in der Folge auch nur der männliche Fan analysiert. Dank ausgefeiltester Methoden steht daher nun fest: „Sehr gerne trinkt der durchschnittliche deutsche Fußballinteressierte Bier, wobei ihm die Marke sehr wichtig ist – ungern jedoch Wein oder Prosecco.“ Dieses Ergebnis ist natürlich eine derartige Sensation, dass die Erwähnung zusätzlicher Details wie Prozent­angaben oder sonstige weitere statistischen Einzelheiten die Fachwelt nur verwirren würden, weswegen Acxiom dankenswerterweise auch darauf verzichtet hat.

Des Weiteren zieht der deutsche Fußballfan sich gerne Kleidungsstücke an, halt, nein, er „weiß immer über die neusten Modetrends Bescheid“ und backt und kocht nicht gern. Und er mag keine Biolebensmittel, was für sein Überleben sehr praktisch ist, denn er kauft alles, was er braucht, gern an der Tanke ein, und wenn es dort ausschließlich Tofu und Ökoschnaps geben würde, wäre das natürlich schlecht.

Noch praktischer: Der Fußballfan an sich mag Autos, was das Erreichen der Lieblings-Shopping-Tankstelle recht unkompliziert macht. Außerdem hat er gern Fußball. Und ist gern in Fußballstadien, wo er am liebsten Fußballspiele anschaut. Wenn keine stattfinden, sieht er sich auch anderen Sport an.

Der Fußballfan mag Fußball, ist gern in Fußballstadien, wo er am liebsten Fußballspiele anschaut

Nachdem der männliche Fußballfan nun als in allen seinen Facetten durchanalysiert gelten darf, bleibt nur noch ein großes Rätsel: Was genau sind weibliche Fußballfans? Vermutlich wird Acxiom die fehlenden 4 Prozent rechtzeitig zur nächsten Frauen-Fußball-WM erforscht haben und mit ebenfalls sensationellen Ergebnissen aufwarten. Aus Unternehmenskreisen sickerte bereits durch, dass es sich bei den weiblichen Fans meistens um Frauen handeln dürfte, die ungefähr drei Mal am Tag Nahrung zu sich nehmen, auf Sauerstoff angewiesen sind, den sie durch sogenannte Atmung erhalten, und Fußball interessant finden. Elke Wittich