Die Gesellschaftskritik
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Palin, Champion der weißen Arbeiterklasse Foto: Kamil Krzaczynski/reuters

Godmother of Trumpism

WAS SAGT UNS DAS? Sarah Palin ist als Donald Trumps Vize-Kandidatin im Gespräch, meldet die „Washington Post“.

Angriffe auf die Medien, beschränkte Kenntnisse von Außenpolitik, Kritik an Mitgliedern der eigenen Partei, Viktimisierung von Minderheiten, sich widersprechende Äußerungen, ein Außenseiter und Reality- Star … Nein, die Rede ist nicht von Donald Trump, sondern von Sarah Palin, der Ex-Vize-Kandidatin im Wahlkampf John McCains im Jahr 2008.

Jetzt wird Sarah Palin als mögliche Vize-Kandidatin von Trump gehandelt. Ein Déjà-vu. Haben wir das nicht schon gesehen? Ja, und, es lief ziemlich schlecht. Aber Palin und Trump passen gut zusammen. Sie hat den Weg für ihn vorbereitet.

Wie das? Donald Trump weiß um den Palin-Effekt: Obwohl im Jahr 2008 Wechselwähler zum Großteil Demokraten wählten, schaffte es Palin, die verärgerte Wählerbasis der republikanischen Partei zu repräsentieren. Später wurde sie sogar Vorzeigepolitikerin der Tea Party.

Beide, Trump und Palin, sprechen die weiße Arbeiterklasse an. Die Hetzrede ist ein wesentlicher Teil ihrer Kampagne. Ihre Stärke beziehen sie aus populistischen Äußerungen und aus diffuser Wut, statt aus der Realpolitik. Bekanntermaßen spricht Trump gerne über ein Einreiseverbot für Muslime oder eine Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko. Doch vor Trump nutzte auch schon Palin die Wut der weißen Arbeiterklasse aus. Wie Trump hetzte sie ihre Anhänger gegen die Presse. Rassistische Bemerkungen waren auch ein Teil ihrer Wahlkampfveranstaltungen.

Obwohl sie während des Wahlkampfs McCains zugab, dass sie keine Ahnung davon hat, was die Aufgaben einer Vize-Präsidentin sind, war sie dazu in der Lage, die republikanische Wählerbasis zu mobilisieren. Sie präsentierte sich als eine, die den aufgebrachten Wähler die Hand reicht. Das ist genau, was Trump jetzt auch versucht, und es gelingt ihm.

Noch 2008 haben der US-Präsidentenkandidat John McCain und sein Team Palin gebremst. McCain akzeptierte die teils rassistischen Ausbrüche in ihrem Publikum nicht. Als eine republikanische Wählerin Obama „einen Araber“ benannte, legte er Widerspruch ein.

Trump hingegen hat Palin gut beobachtet. Er weiß, dass populistische Rhetorik ihn unter den republikanischen Wählern stärker macht. Während er in die rhetorischen Fußstapfen Palins tritt, gibt es dieses Mal niemanden, der ihn bremst. Ist es eine Überraschung, dass Palin seine mögliche Vize-Kandidatin ist? Nein, nicht wirklich. Man könnte sogar sagen: Donald Trump ist die neue Sarah Palin. Eren Caylan