Berliner Szenen
: „Star Wars“ zum Letzten

Limititten

So ein schönes Wort kann ich gar nicht oft genug hören

Fup ist empört, weil ich gesagt habe, „Star Wars“ sei jetzt out. „Ist doch gar nicht wahr. Guck mal, wie viel Glitzis ich habe. Und ich habe sogar vier Limititten. Die sind total wertvoll.“

„Glitzis“, das wusste ich bereits, sind Karten, die glitzern, deshalb ja auch Glitzis. Eigentlich schimmern sie nur, weshalb sie eigentlich „Schimmis“ heißen müssten. Aber „Limititten“ kenne ich noch nicht.

„Limititten? Was soll das denn sein?“ Fup holt seine „Star Wars“-Mappe und blättert mit einer Fingerfertigkeit, die den Profi verrät. Er deutet auf ein paar Karten. Es handelt sich um einen „Jedi-Tempel-Wächter“, um „Ahsoka Tano“, um „Darth Sidious“ und „Pre Vizsla“.

„Sehen aus wie normale Glitzis“, sage ich. „Da, siehst du nicht?“, fragt Fup aufgebracht. An der Seite steht: „Limitierte Auflage“.

Irre, denke ich, das erklärt natürlich alles. „Tatsächlich“, sage ich zu Fup, „Limititten“. Ich versuche, Fup in ein Gespräch über „Limititten“ zu verwickeln, denn so ein schönes Wort kann ich gar nicht oft genug hören.

Dennoch ist „Star Wars“ vorbei. Heute hat er die Mappe erst gar nicht mehr in die Schule mitgenommen, trotz seiner wertvollen Limititten. Er hat jetzt immer eine Handvoll Fußballkarten dabei. Enttäuscht erzählt er mir, dass er Kagawa gegen Reus verzockt hat. „Wie? Ich denke, Kagawa ist dein neuer Lieblingsspieler?“ – „Ja, aber ich wollte doch Reus zocken.“ Über solche Dinge unterhalten wir uns gern, wenn Fup auf dem Klo sitzt. Er sagt: „Guck mal, ich hab schon Haare an den Beinen.“ Ich: „Wo sollen denn da Haare sein?“ Er sagt: „Da, am anderen Bein hab ich auch schon Haare. Da, siehst du sie?“ Er zeigt auf eine bestimmte Stelle, aber ich sehe nichts. Vielleicht unterm Mikroskop. Oder unter einer Lupe.

Aber es scheint alles darauf hinzudeuten, dass Fup tatsächlich langsam erwachsen wird. Klaus Bittermann