2012 finden Jason De León und seine Kollegen die Leiche einer Frau, die erst vor wenigen Tagen gestorben sein muss. Geier kreisen über der Gegend. Die Wissenschaftler bedecken den toten Körper mit einem Tuch, die Behörden bergen ihn später. De León findet den Namen der Frau heraus und benachrichtigt ihre Verwandten in Ecuador. Sie hatte einen Mann und drei Kinder und wollte nach New York, um dort Geld für die Familie zu verdienen Foto: Jason De León

Eine Reise auf Leben und Tod

Sperrzone Einwanderer zieht es nicht nur nach Europa. Hunderttausende versuchen jedes Jahr, von Mexiko in die USA zu gelangen. Der Anthropologe Jason De León ist ihnen durch die Wüste gefolgt

Ein Schlepper klebt einer Frau Teppich unter die Sohlen – damit sie weniger Spuren hinterlässt. Die US-Patrouillen glätten regelmäßig den Sand entlang der Grenze, um Fußstapfen erkennen zu können

Verlassener Lagerplatz: Je nach Route laufen die Migranten zwischen 60 und 80 Kilometer durch die Wüste Arizonas. Sie sind oft vier oder fünf Tage unterwegs und müssen Wasser finden, etwa in einer Viehtränke. In der Sonora-Wüste ist es nicht nur sehr heiß und trocken, es gibt auch Klapperschlangen und Taranteln

Bevor sie in amerikanische Ortschaften kommen, sollen sich die Migranten waschen, saubere Kleidung anziehen, ihre Rucksäcke zurücklassen, sagen die Schlepper Foto: Fotos (3): Michael Wells

Um herauszufinden, was passiert, wenn jemand in der Wüste stirbt, haben Jason De León und sein Team ein totes Schwein ausgelegt. Es dauerte 24 Stunden, dann hatten die Geier es komplett entfleischt Foto: Bewegungssensor

Die Route: Früher kletterten Einwanderer über die Mauer im mexikanischen Tijuana und waren in den USA. Seit die US-Behörden in den 90er Jahren den Grenzübertritt in den Städten beinahe unmöglich machten, gehen Migranten den sehr viel gefährlicheren Weg durch die Sonora-Wüste.

Die Menschen: Zwischen 2000 und 2014 wurden in Tucson in Arizona 4,6 Millionen illegale Migranten festgenommen. Knapp 3.000 Leichen wurden allein in Arizona gefunden, im gesamten amerikanischen Grenzgebiet zu Mexiko waren es über 6.000.

Der Forscher: Der Archäologe und Kulturanthropologe Jason De León von der University of Michigan hat deren Hinterlassenschaften in der Wüste gesammelt und dokumentiert. Sein Buch „The Land of Open Graves“ erschien im Oktober 2015.

von Antje Lang-Lendorff