Gralshüter der Gentechnik treffen sich

Skeptiker Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften tagt

Der „Grünen Gentechnik“ widmet sich die aktuelle Hamburger Tagung der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP). Dass sie hierfür Biologen und Chemiker geladen hat, ist kein Zufall: Klar naturwissenschaftlich dominiert ist der deutschlandweit 1.300 Mitglieder starke Verein, der sich als Teil der internationalen Skeptikerbewegung versteht.

Erklärtes Ziel der GWUP ist es, die Verbraucher vor „Fehlinformationen“ durch Astrologen, Ufo-Gläubige, Rutengänger, Verschwörungstheoretiker, PSI-Verfechter und Homöopathen zu bewahren und stattdessen das naturwissenschaftliche Denken in die Gesellschaft hineinzutragen.

Ein wenig interessengeleitet klingt es allerdings schon, wenn der Palliativmediziner Benedikt Matenaer behauptet, dass Esoteriker Organspenden verhindern, indem sie „pseudowissenschaftlich untermauerte Zweifel am Konzept des Hirntods“ streuen. Es klingt wie die Suche nach einem Sündenbock. Zudem müsste dieser Vorwurf auch alle Buddhisten und einige Christen treffen.

Kleinlich wirkt auch, dass die GWUP 2012 gegen „esoterische“ Waldorfpädagogik an einer Hamburger Schule protestierte, deren Verschwörungsgehalt dem von Atlantis- und Gralsmythen nur bedingt vergleichbar ist.

Der Ex-GWUP-Mitgründer und Soziologe Edgar Wunder wirft dem Verein deshalb eine vorurteilsbehaftete „ingroup-outgroup“-Mentalität vor. Zudem teste die GWUP zwar regelmäßig Menschen mit paranormalen Fähigkeiten, tätige selbst aber kaum Untersuchungen zum Nachweis derartiger Phänomene.

Warum der Verein zudem den Zauberer Thomas Fraps nach Hamburg lädt sowie Bernd Harder, der über Urban Legends wie Nostradamus‘ „Ufo-Schlacht von Nürnberg“ sprechen wird, bleibt unklar. Sicher, es wird nur um die Deutung von Fantasy-Literatur gehen. Aber auch die ist normalerweise kein Feld naturwissenschaftlicher Forschung.

Bleibt an Fakten, dass es um Gentechnik geht, die durch die „Anti-Gentechnik-Ideologie der EU“, „eingebildete Gesundheitsgefahren“ und „handelspolitische Interessen“ gefährdet sei, schreibt Referent Matan Shelomi. Er meint nicht die Handelsinteressen der USA, die die Gentechnik per Freihandelsabkommen TTIP durchdrücken wollen. Shelomi hat übrigens an der University of California promoviert. Petra Schellen

Tagung: bis 7.5., HAW, Berliner Tor 21, Info und Anmeldung: www.skepkon.org