Der Kattendorfer hof arbeitet ethisch – Das geht nur, weil er seine produktion als ernteanteile verkauft
: Solidarität mit dem Schwein

Mundwerk

von Christoph Raffelt

Sie haben es nicht leicht, die Landwirte, die heute noch konsequent nachhaltig, biologisch und ethisch arbeiten wollen. Sie kämpfen eine Schlacht an mehreren Fronten. Man muss es wohl so sagen, denn es ist nicht nur der Preiskampf mit der Billig­fleischindustrie, der ihnen zu schaffen macht. Es ist auch die Politik, die dafür sorgt, dass man als Lebensmittel produzierender Bauer kaum noch Flächen pachten kann. Sie sind zu teuer geworden, denn der Anbau von Mais, der für Biodiesel verwendet wird, wirft wesentlich mehr Gewinn ab.

In dieser verkehrten Welt mutet es fast als Idyll an, dass ich mit meiner Familie während eines Infotages stundenlang einen Hof besuchen konnte, auf dem diese Konsequenz noch gelebt wird. Was in der heutigen Tiermast der Billigfleischindustrie völlig undenkbar ist, erlebt man auf dem Kattendorfer Hof als Realität.

Wir gehen in einen Schweinestall, schauen in die großen Boxen, in denen die Muttersauen mit ihren Ferkeln genügend Platz haben. Einige Schweine in besserem Alter heben nur kurz das Ohr, als wir mit unserer Gruppe ein wenig Lärm erzeugen, dann dösen sie weiter. Einige Kilometer entfernt, in einem der riesigen modernen Mastbetriebe, hätte ein größerer Teil der Schweine direkt einen Herzinfarkt bekommen.

Nicht so hier. Schweine, Kühe und Ziegen verhalten sich ausgesprochen entspannt. Dass Tiere, auch wenn sie später zur Schlachtbank geführt werden, so aufwachsen können, ist nur noch mit solidarischem Verhalten möglich – entweder im Laden oder nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft, Solawi genannt.

Betriebe wie der Kattendorfer Hof müssen vernünftig rechnen und das ist dadurch möglich, dass sie drei Viertel ihrer Produktion als Ernteanteile verkaufen. Diese kann man direkt vor Ort, aber auch in diversen Hofläden und sogenannten Food-Kooperativen erwerben.

Das Ergebnis der Solawi ist eine Win-win-Situation; denn der Verbraucher erhält die demeter-zertifizierten Waren günstiger. Die Produkte sind überwiegend saisonal geprägt. Und mit einem wöchentlichen Ernteanteil von drei Kilogramm Gemüse, einem Kilo Kartoffeln, Salaten, Fleisch und Milchprodukten, reicht es als Grundstock für eine kleine Familie.

Der Effekt, den der Hofbesuch auf meine Stadtkinder hatte, ist bemerkenswert. Es ist nicht so, dass sie noch nie Schweine oder Rinder gesehen hätten, doch wird der Prozess bis zum Tisch deutlich konkreter. Seit unserem Besuch probieren sie mehr aus und lieben vor allem den Käse, der mich als Reife-Käse-Esser zwar nicht herausfordert, dafür aber kindertauglich und von bester Qualität ist.

Kattendorfer Hof, Dorfstraße 1a, 24568 Kattendorf. Den nächsten Feldrundgang gibt’s am 28. Mai, den nächsten Solawi-Infotag am 9. Juli.

Christoph Raffelt schreibt seit 2007 über Wein, Bier und handwerklich gemachte Produkte –vor allem in seinem Magazin origi nalverkorkt.de.