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Das war ein Werbevideo! Einen Tag später wurde bekannt, dass es um Werbung für die Cajon ging und somit alles auch noch geplant war.
Netzklatschaffen?
Da musste ich erstmal nachdenken ....
Dieser Kommentar spricht mir aus der Seele - ungebetene Krachmacher in den Öffis gehen mir dermaßen auf den Senkel - und zwar Alle!
Ich empfinde das als Körperverletzung.
Hach, wie spießig die taz doch mit den Jahren wird... Krawall, Chaos, Freiheit, Anarchie! ... sind lange her....
Aber nicht auf dem Weg zu/von der Arbeit mit dem man/Frai sich sowieso schon den ganzen Tag versaut:-)
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Diese Gutelaunebärinnen kommen mMn. gleich nach den "wichtig Telefonierern" mit 90dbA, den Fußball Fans usw. im Zug!
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Sozialverhalten geht anders:-((, aber das ist den Nutzers von 'a'sozialen Medien die ihre Klicks haben wollen nur schwer bei zu bringen:-((
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Brummt Sikasuu
@Sikasuu Achso, Anarchie und Chaos sind ok, aber nur nach der Arbeit bzw. am Wochenende. Ok. Und Sex nur am Samstag? Macht Euch mal locker hier, Ihr ja seid spießiger als ich! Und ich wähl' gelb!
Da hab ich doch lieber manspreading und schlechten Gangstarap vom Handylautsprecher.
Wir sollten den Urheber von "Spontane Jam Sessions sind und bleiben einfach die geilsten! :)" zum Vollidioten des Jahrzehnts küren.
Ich glaube, ich wäre aus dem fahrenden Zug gesprungen.
Immerhin was für's Auge...
I feel your pain, Uli.
Daß die Olle aus der Krachmacherstraße vor einem Monat eine "EP" releasen hat lassen, steht bestimmt in keinem Zusammenhang zu diesem "völlig ungeplantem Jam"?
@Nifty_Monkey Viraler Content - grassiert wie die Seuche, lässt die Wahrnehmungsorgane zuschwellen und macht Kopfschmerzen. Nach einer Woche vergessen aber dann ist das nächste Virus schon im Anmarsch
Hehe, "Begeisterungstaliban" kommt auf jeden ins Büchlein der coolen Wörter!
Die erste Sitzung in Thüringen endet im Chaos. Weil der AfD-Alterspräsident die Verfassung gebrochen habe, ruft die CDU nun das Verfassungsgericht an.
Musikantinnen in der S-Bahn: Besinnungslose Netzklatschaffen
Wenn zwei flotte Musikantinnen die Frankfurter S-Bahn beschwingt beschallen – darf man da auch schlechtgelaunte Einwände erheben?
So schön ruhig-romantisch kann es sein in der Bimmelbahn Foto: dpa
Der Hype schlechthin auf Facebook und Co. ist zurzeit ein Video von zwei Musikantinnen, die in der Frankfurter S-Bahn den Song „Kiss“ von Prince performen. Pose hoch zehn als extrovertierte Gutelaunebärinnen. Thumbs up.
Im weiteren Verlauf mischt sich auch noch ein betrunkener Fahrgast aka berühmter Musiker ein und lallt ein paar Reime dazwischen. Also eigentlich nur das übliche Trauerspiel in unseren öffentlichen Verkehrsmitteln. Dennoch wurde das Klickmonster fünfhunderttausend mal geteilt und 25 Millionen mal aufgerufen.
Und keiner weiß, warum, während der brave Jongleur an der Straßenkreuzung und der Old-School-Schnorrer vor dem Supermarkt völlig unbeachtet bleiben. Dabei machen die wenigstens keinen Krach.
Denn die Fahrgäste in der S-Bahn sind vielleicht müde. Sie haben den ganzen Tag gearbeitet, während die Mädchen vor dem Spiegel fröhliche Gesichter einstudierten, die am Ende doch nur wirken wie von einem Begeisterungsgenerator ausgeworfen, der wegen eines Kurzschlusses aus dem Fundus der Clownsschule aussortiert wurde.
Oft wollen die Leute auch einfach nur in Ruhe aus dem Fenster starren oder Zeitung lesen. Und da kommen diese beiden Schreihühner in den Wagen und lärmen ohne jede Rücksicht los. Warum kann man das nicht verbieten, genauso wie Satire und Reklame?
Frohe Weisen
Wie viel edler wirkt da im Vergleich ein alter rumänischer Harmonikaspieler. Schüchtern wird eine frohe Weise gespielt, schön kurz und nicht zu laut, und ganz ohne diese sich selbst lawinenhaft reproduzierende Hysterie der hippen Ruhestörerinnen. Freundlich blitzen die Goldzähne, der Dank für jede kleine Spende kommt vom Herzen. Er musiziert für sein karges Auskommen und nicht für Klicks.
Die beiden Damen brauchen kein Geld. Sie wollen nur spielen. Und posen. Und nerven. Sie leben nur von Luft und Likes. Ihr Nektar ist ihre geil authentische Selbstbesoffenheit, ihr Manna die Bewunderung einer gleichgeschalteten Masse besinnungsloser Netzklatschaffen, die die Kommentarspalten zum Video mit postanalphabetischem Kack vollspammen: Das ist alles so super, so wahnsinnig super, supi geradezu, supersüß, lolwhat.
Begeisterungstaliban
Wer die Mädels und ihre Musik weniger super findet oder gar Mitleid mit den zwangsbeglückten Opfern der brutalen Charme-Attacke äußert, ist ein kleingeistiger Lahmarsch. Sie gießen gesammelten Spott über diejenigen S-Bahn-Fahrgäste aus, die vornehm und still dasitzen – mit einem „Stock im Arsch“ hier, und einem „typisch deutsch“ dort, zieht die Begeisterungstaliban ausgerechnet über die einzig wahren Helden des Filmchens her.
Helden nämlich, weil es ihnen gelingt, als Einzige so etwas wie Haltung und Würde zu bewahren und zugleich angesichts der massiven Belästigung nicht auszuflippen. Sie lassen sich nicht provozieren, glauben weiter an ein Grundrecht auf schlechte Laune und die konstruktive Kraft des Negativen.
Die hohlen Fun-Typen können vielleicht ihre Ohren, Nerven und schließlich ihre Körper töten, doch niemals ihre unsterblichen Misanthropenseelen.
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Kommentar von
Uli Hannemann
Autor*in
Seit 2001 freier Schreibmann für verschiedene Ressorts. Mitglied der Berliner Lesebühne "LSD - Liebe statt Drogen" und Autor zahlreicher Bücher.
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