Kohle für Kohlendioxid lässt Wasser fließen

Abgabe CO2-Steuer kann weltweit Versorgungslücken beim Trinkwasser schließen

Über 700 Millionen Menschen haben kein fließendes Wasser. Eine Steuer auf Kohlendioxid (CO2) könnte Abhilfe schaffen und gleichzeitig viel zum Klimaschutz beitragen. „Bis 2030 ließe sich in den meisten Ländern weltweit eine flächendeckende Versorgung mit Trinkwasser finanzieren“, sagt Michael Jakob, Leitautor der Studie vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. Allein in Indien würde eine CO2-Steuer rund 115 Milliarden US-Dollar im Jahr einbringen „und nur einen Bruchteil davon bräuchte man für sauberes Wasser – zusätzlich bliebe genug Geld für sanitäre Anlagen und Strom“. Die benötigte Infrastruktur würde dort etwa vier Prozent der Einnahmen kosten.

Nicht reichen würden die Mittel vor allem in Afrika südlich der Sahara. Hier sind die CO2-Emissionen sehr niedrig und eine Steuer brächte wenig ein. „Doch diese finanzielle Lücke könnte geschlossen werden, wenn man berücksichtigt, dass Entwicklungsländer ihr Nutzungsrecht an der Atmosphäre noch nicht ausgeschöpft haben“, erklärt Jakob. „Vermeidung von Emissionen würde dann zu Ausgleichszahlungen vonseiten der Industriestaaten führen.“

Die MCC-Studie, die neben Wasser, Sanitäranlagen und Strom auch die Entwicklungsmöglichkeiten bei Telekommunikation und Straßen untersucht, wurde im April veröffentlicht. Für ihre Berechnungen gehen die Forscher davon aus, dass weltweit jedes Land ab sofort eine wachsende CO2-Steuer einführt. Im Jahr 2020 müsste sie 40 US-Dollar pro Tonne CO2 betragen und bis 2030 auf 175 Dollar ansteigen.

Die Steuer bestraft die Nutzung fossiler Energien und schafft Anreize für CO2-freie Technologien. Mit Geld, das nicht für die Versorgung gebraucht wird, könnten Folgen des Klimawandels abgefedert werden. Davon seien gerade Entwicklungsländer betroffen, etwa durch den steigenden Meeresspiegel. lk