Bankrottvorwürfe gegen Drogerie-König Schlecker

Anklage Der Firmengründer soll vor der Insolvenz 2012 Millionen beiseitegeschafft haben

FRANKFURT/M. rtr | Vier Jahre nach der Pleite der einst größten deutschen Drogeriemarktkette droht Firmengründer Anton Schlecker ein strafrechtliches Nachspiel. Der heute 71-Jährige, Ehefrau Christa und die beiden erwachsenen Kinder sollen sich nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor Gericht dafür verantworten, dass sie noch Millionensummen aus dem Unternehmen herausgezogen haben, als Schlecker schon am Abgrund stand.

Wie sie am Mittwoch mitteilten, haben die Ermittler Anklage wegen Bankrotts erhoben. Sie werfen dem einstigen Mil­liardär vor, 2012 in 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft zu haben, obwohl klar gewesen sei, dass die Drogeriekette mit zeitweise 10.000 Filialen im In- und Ausland vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Damals hätte ihr Schlecker als Alleineigentümer kein Geld mehr entziehen dürfen. Ein Verstoß wird juristisch als Bankrott bezeichnet. In 13 Fällen soll es sich um besonders schweren Bankrott handeln. Darauf steht Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Schleckers Frau und die Kinder Lars und Meike sollen Schlecker geholfen haben. Ebenso zwei Wirtschaftsprüfer der Stuttgarter Prüfungsgesellschaft Ernst & Young: Sie sollen Schleckers Bilanzen für 2009 und 2010 testiert haben, obwohl sie erkannt hätten, dass sie manipuliert waren. Ernst & Young wollte sich dazu nicht äußern.

Ob es zum Verfahren kommt, entscheidet das Landgericht Stuttgart vermutlich erst in den kommenden Wochen.

Schlecker hatte seine Firma als „eingetragener Kaufmann“ geführt – ungewöhnlich für einen Konzern mit zeitweise mehr als 7 Milliarden Euro Umsatz. Damit haftete er mit seinem Privatvermögen für die Firma. Der Niedergang hatte sich lange abgezeichnet. Schon 2006 schrieb die Kette rote Zahlen, weil sie Kunden an die schickere und günstigere Konkurrenz verlor. 2011 machte Schlecker 200 Millionen Euro Verlust.

Infolge der Pleite hatten mehr als 23.000 Schlecker-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren. Ein Jahr nach Anmeldung der Insolvenz war noch fast die Hälfte arbeitslos.