Eine Suche nach Islands Sound

Reise Der Hamburger Gitarrist Jan Wölke will die Musikszene des skandinavischen Landes erkunden. Aufnehmen wird er sie in seinem Reisegefährt, dem Wohnmobil

Fährt für die Musik in den hohen Norden: Jan Wölke Foto: Madeline Jost

von Anna Dotti

Jan Wölke sieht aus, als ob er sich in seinem Wohnmobil wohl fühlt, auch wenn er mit dem Kopf fast an die Decke stößt – nicht, weil das Wohnmobil klein ist, sondern weil er so groß ist. Fühlte er sich nicht wohl in „Willi“, so heißt das Wohnmobil, wäre das ein Problem gewesen: Jan Wölke wird die nächsten Monate dort leben. Der Hamburger Musiker hat seine Wohnung gekündigt. Und auch seine Musikschule lässt er zurück, wenn er in einer Woche nach Island fährt.

„Es gab wirklich keine Alternative“, sagt Jan Wölke. Er ist jetzt 35 Jahre alt. Alt genug, um zu wissen, wie er leben will. Und nach seiner letzten Wohnmobilreise hatte er stark das Gefühl, er sollte wieder wegfahren. Schließlich kam Wölke auf die Idee, das Reisen mit der Musik zu verbinden: So entstand das Soundtracking-Projekt.

Es geht, erklärt Wölke, um eine Klangsuche: „Ich bin auf der Suche nach einem Sound, und das ist der Sound von Island. Den will ich quasi extrahieren, deswegen Soundtracking.“ Er wird sich mit Musikern in ganz Island treffen, mit ihnen spielen und davon Aufnahmen machen.

„Willi“ wird Dreh- und Angelpunkt des ganzen Planes. Mit ihm fährt Wölke nach Hirtshals in Dänemark, von dort mit der Fähre zur Hafenstadt Seydisfördur an der isländischen Ostküste. Von dort wird er nach Reykjavík fahren und in die Musikszene der Stadt eintauchen – und dann weiterziehen, wohin die Musik ihn führt. Willi wird dabei in einen Aufnahmeraum umgewandelt, Mikrofone, Laptop, Recording-Software wird Wölke mitnehmen. Es ist die Anlage, mit der der Hamburger Gitarrist schon jetzt arbeitet und mit der er das Wohnmobil ganz professionell ausstatten wird.

Mit dem Sonnen-kollektor kann Wölke elektrische Geräte versorgen

Als Gitarrist hat Wölke mit verschiedenen Gruppen gespielt, von Hip-Hop bis zu Ska, Rock und Metal hat er alles Mögliche ausprobiert. Durch ehemalige Mitglieder seiner Bands hat er auch schon ein paar isländische Rockbands kennengelernt. Welche Musik Wölke mit den Isländern spielen wird, kann er noch nicht genau sagen. Die isländische Musik sei eher eine der ruhigen Töne, meint er: „Es ist meistens eine melancholische Musik, da sie auch sehr durch die isländische Natur und ihre Einsamkeit geprägt ist.“

Die Texte zu den Liedern will Wölke auf der Reise mit seinen noch unbekannten Partnern zusammen schreiben. Er wird wahrscheinlich singen und Gitarre spielen. Aber er bringt auch einen Bass, eine Ukulele und eine Mandoline mit. Sie können rein akustisch benutzt werden, aber bei Bedarf kann man Willi auch mit einer elektronischen Verstärkung ausstatten. Dank des Sonnenkollektors auf dem Dach kann der Wagen elektrische Geräte versorgen.

Die Reise soll fortlaufend dokumentiert werden: Wölkes Freundin, die mitfährt, will sich darum kümmern, vom Verlauf des Projektes zu berichten. Sie wird Artikel auf der Soundtracking-Internetseite posten und auf Youtube, Facebook und Instragram, Fotos und Videos hochladen. Um die Musik vollständig zu hören, muss man auf die Rückkehr Ende November warten: Dann soll das Soundtracking-Album erscheinen.