Suche nach weißen Bio-Eiern: Oweia, Ostern fast nur braune Eier

Zur Färbezeit werden die geeigneten Eier knapp. Dabei versucht der Handel alles, um das zu vermeiden. Die Natur hat nicht mit Ostern gerechnet ...

Bunte Eier auf der Wiese

Egal ob weiß oder braun – jetzt werden sie bemalt und dann versteckt Foto: dpa

BERLIN taz | Eieiei! Waren andere einfach schneller, um sich die weißen Bio-Eier zu schnappen - oder gibt es tatsächlich überwiegend braune Bio-Eier? Das fällt vielen Kunden vor allem in der Zeit vor Ostern auf – denn zum Färben eignen sich weiße Eier besser als braune. „Die Wahrnehmung stimmt“, sagt Joyce Moewius, Sprecherin des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). „Bio-Eiererzeuger verwenden überwiegend Hennen, die braune Eier legen. Das hat wohl damit zu tun, dass Verbraucher braune Eier als ökologischer ansehen“, spekuliert sie.

Ob braun oder weiß – die Eierfarbe hat nichts mit Qualität oder Geschmack zu tun, sie hängt von der Rasse des Huhns ab. Dabei ist die Farbe der Ohrscheiben oder -läppchen entscheidend. Hühner mit weißen Ohrläppchen legen weiße Eier, solche mit braunen Ohrläppchen braune.

Auch bei konventionellen Eieranbietern hat sich das braune Ei beim Verbraucher durchgesetzt. „In Deutschland haben wir in etwa eine Aufteilung von 70 braunen Eiern zu 30 weißen Eiern“, sagt Florian Anthes, Sprecher des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). „In vielen skandinavischen Ländern ist das anderes: Da bevorzugen die Verbraucher eher weiße Eier.“

Ob der Trend zu braunen Bio-Eiern bei Erzeugern oder bei Verbrauchern begann, ist wohl fast so unklärbar wie die bekannte Huhn-Ei-Frage: Was war zuerst da? „Wenn man sich die Kulturgeschichte in Deutschland anguckt, galten früher eher weiße Lebensmittel als Qualitätsprodukte. Der Adel zum Beispiel bevorzugte weißes Brot, die Bauern aßen das Vollkornbrot, das heute als gesünder gilt“, sagt Stephan Behrendt, Ernährungskulturexperte von der Uni Kassel.

Neben einem Kulturwandel im Farbgeschmack der deutschen Verbraucher hat der Griff zum braunen Ei auch einen ökologischen Hintergrund. Denn: Weiße Eier tauchten früher tatsächlich vermehrt in der Käfighaltung auf. Das geht wiederum auf die Hühnerzucht zurück. „Hühner, die weiße Eier legen, wurden eher auf hohe Legeleistung und Stallhaltung gezüchtet. Sie brauchen auch weniger Futter“, sagt Bauck, der mit den Bauckhöfen im niedersächsischen Rosche einen der größten Bioeierzeuger leitet. Mittlerweile haben sich aber auch bei konventionellen Betrieben braune Eier legende Hennen vermehrt.

Zusätzliche Legehennen eingekauft

Einmal im Jahr – zur Färbezeit – steigt die Nachfrage nach weißen Eiern. Damit Supermärkte dann vermehrt die dann begehrten weißen Eier anbieten können, hilft dem Handel ein bisschen Logistik: „Tendenziell gehen zu Ostern mehr braune Eier in die Verarbeitung und die weißen eher Eier in den Handel“, sagt Florian Anthes vom ZDG.

Zu Ostern steigt die Nachfrage um zwei Eier pro Kopf – bei insgesamt 233 im Jahr. Bio liegt auch hier im Trend. Laut Statistischem Bundesamt stieg der Anteil 2015 auf 12 Prozent. Da weiß bei Bio seltener ist, kaufen Biohöfe vor der Osterzeit sogar zusätzlich Legehennen ein, die weiße Eier legen, sagt eine Sprecherin des Bioland-Verbandes.

Das reicht leider nicht immer, um das Weiß-Defizit in der Färbezeit auszugleichen. Deshalb der Tipp für ökologisch bewusste Ostereierbemaler: Braune Eier benutzen – oder weiter suchen...

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