Bert Schulz schunkelt mit Dieter Hallervorden gegen Erdoğan
: Eigentlich eine brillante Idee

Dieter Hallervorden Foto: Skolimowska/dpa

Man kann Dieter Hallervorden problemlos einen der wichtigsten Deutschen nennen. Der inzwischen 80-Jährige ist nach Otto (Waalkes) der wohl erfolgreichste Komiker des Landes, und was fehlt den Deutschen mehr als Humor? Eben.

Hallervorden ist aber auch eine tragische Figur. Denn seinen Erfolg verdankt er nicht zuletzt seinem Alter Ego „Didi“ – einer Art deutschen Version von Louis de Funès – und genau wie jener gehört dieser tief in der Mottenkiste verstaut. Hallervorden versucht seit Jahren, sich von der Klamottentype zu emanzipieren, etwa als Leiter des Steglitzer Schlosspark Theaters und in anspruchsvollen Schauspielrollen. Doch Didi wird er nicht mehr los.

Nun hat der Mann, der Didi war, am Wochenende einen Schunkelsong geschrieben und auf Facebook veröffentlicht, der den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan angreift. Und wieder ist da dieser Gegensatz. Denn das hingeschluderte Lied ist ein bisschen erwartbar und ein bisschen mutig. „Ich sing einfach, was du bist. Ein Terrorist, der auf freien Geist scheißt“, lautet eine Zeile; „Erdoğan, Erdoğan, mach auch meinen Song bekannt. Erdoğan, Erdoğan, sei nur einfach wutentbrannt“, eine andere. Hintergrund sind die Versuche Erdoğans, gegen deutsche Satirebeiträge vorzugehen. Die Türkei verlangt etwa eine Bestrafung des Moderators Jan Böhmermann nach dessen Schmähgedicht über den türkischen Staatspräsidenten.

Nun will sich also Didi ins Visier der türkischen Humorlosigkeit schieben. Oder eher Dieter. Denn eigentlich ist die Idee brillant. Wenn schon die Kanzlerin nicht den Mut hat, hiesige Satire und damit das Grundgesetz zu verteidigen, was gibt’s Besseres, als wenn sich jetzt möglichst viele Durchschnittsdeutsche sagen: „Lieber Erdoğan, bestell auch wegen mir den deutschen Botschafter ein“? Und keiner erreicht den Sat.1-Mainstream besser als Deutschlands fast erfolgreichster Komiker. Also doch wieder Didi? Egal. Nur das Schunkeln, das hätte nicht sein müssen.