IS verliert Weltkulturerbe Palmyra

Syrien Truppen des Assad-Regimes vertreiben die Dschihadisten aus der Wüstenstadt und wollen weiter gegen den „Islamischen Staat“ angehen. Die Zerstörungen des antiken Palmyra sind offenbar geringer als befürchtet

Die Steine des berühmten Bogens von Palmyra liegen auf dem Boden. Doch das Monument erscheint wiederaufbaubar Foto: V. Sharifulin/dpa

Von Beate Seel

BERLIN taz | Der „Islamische Staat“ (IS) ist in Syrien und im Irak militärisch stark unter Druck geraten. Während die Regierung in Bagdad zum wiederholten Mal die Rückeroberung der Stadt Mossul, einer Hochburg des IS, ankündigte, gelang dem Assad-Regime und seinen Verbündeten mit der Rückeroberung der Wüstenstadt Palmyra der bisher größte Erfolg gegen die Dschihadisten.

Am Sonntag hatte die Regierungsarmee, unterstützt von Kämpfern der libanesischen Hisbollah und der russischen Luftwaffe, die moderne Stadt und das daneben liegende antike Palmyra nach dreiwöchigen Kämpfen eingenommen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zogen die Dschihadisten ihr Hauptkontingent angesichts der vorrückenden Truppen Assads in Richtung Osten ab, wo sie große Teile der Provinzen Rakka und Deir al-Sor kontrollieren. Die Regierung setzte ihre Kämpfe gegen den IS am Montag außerhalb der Stadt fort und kündigte an, Palmyra als Ausgangspunkt für weitere Militäroperationen auf Rakka und Deir al-Sor zu nutzen. Am Vortag hatte die Armee bereits eine Offensive auf Rakka angekündigt.

Als der IS im Mai vergangenen Jahres Palmyra eroberte, gab es sogleich Befürchtungen, die Extremisten würden – wie zuvor schon im Irak – Monumente der antiken Anlage zerstören, die seit 1980 auf der Liste des Weltkulturerbes steht. Die barbarische Tat ließ nicht lange auf sich warten. Zerstört wurden der alte Baal-Tempel, dessen gewaltige Anlage das Stadtbild dominierte, der Baal-Shamin-Tempel, mehrere Turmgräber, der Triumphbogen, Teile der berühmten Säulenallee und Artefakte im Museum.

Dennoch zeigte sich der Chef der syrischen Altertümerverwaltung, Maamun Abdulkarim, optimistisch hinsichtlich des Wiederaufbaus und der Restaurierung der Kulturgüter, denn die antike Stadt ist offenbar in einem besseren Zustand als erwartet. „Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet“, sagte Abdulkarim gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Die „beste Neuigkeit“ betreffe die berühmte, 15 Tonnen schwere Löwen-Statue, die der IS im Juli zerstört hatte. Die Einzelteile könnten wieder eingesammelt und die Statue könnte erneut aufgebaut werden, erläuterte er. Nun werde man gemeinsam mit den Vereinten Nationen über den Wiederaufbau beraten.

Das Theater, das einst mit der Agora das Zentrum des antiken Palmyra war, ließen die Dschihadisten ungeschoren. Sie nutzen es als Hinrichtungsstätte für ihre Gegner.

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