Das Medienhaus an der Rudi-Dutschke-Straße | Das Bremer „Arisierungs“-Mahnmal nimmt weiter Gestalt an

Boulevard der Besten
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Foto: Wolfgang Borrs

Reiner Metzger

Er liebt Rugby, das ist sein Sport. Reiner Metzger, vor seinen vielen Jahren als stellvertretender Chefredakteur der taz Teil des Öko- und Wirtschaftsressort und danach Ressortleiter der taz.am wochenende,weiß alles über diesen Sport, der strikt mit stärkster Männlichkeit, sozusagen Blood, Sweat & Tears, verbunden ist.

Er musste das montäglich auf der Auftaktkonferenz der taz nicht behaupten, man sah es ihm an: Weil er nicht einmal selten mit einem blauen Auge aus den freien Tagen kam. Dieser Kollege ist überaus geschätzt, weil er mit seinem Wissen nicht geizt. Ob zu physikalischen, ingenieurwissenschaftlichen oder ökologischen Fragen: Jede Verschwörungstheorie („Chemtrails!“) wischt er mit lässigster Geste klug weg. Und er sagt, als Vokabel des Staunens, gern „Dunnerlittchen“ – ein Rabauke alles in allem, aber mit Herz. Und er war jener, der in der taz streute, dass ein prominenter Rugbyspieler aus Wales sein schwules Coming-out hatte.

Reiner, so darf man preisen, gehört zu raren Sorte von Heteromännern, die nicht homophob sind. Er würde sich sogar spöttelnd darüber hermachen, wenn irgendein Sportkumpel Angst hätte, mit schwulen Kumpels unter der Brause zu sein. Reiner ist eben schlau und lebensweise genug, zu wissen, dass Männer, die andere Männer untenrum angucken (bestaunend, rätselnd, taxierend . . .), immer Heteros sind: mangels anderer Anschauungsmöglichkeiten.

Dieser Metzger, 51 Jahre und von diesen fast 21 Jahre bei der taz, ist der freundlichste Kollege unter allen und nur manchmal cholerisch. Einmal habe ich es geschafft, dass er aus der Haut fuhr. Das war echt polterig. Sah aber auch gut aus. Hinterher, typisch Reiner Metzger, war kein Streit mehr. Einfach durch einen kurzen mentalen Bodycheck aus der Welt geräumt.

Er weiß so viel, dass er jede Verschwörungstheorie mit lässigster Geste klug wegwischt

Traurig, aber wahr: Ende des Monats verlässt er die taz. Und geht zur „Stiftung Warentest“, Dinge prüfen und bewerten. Das wird er famos können. Eine Abschiedsfeier für ihn gab es schon, für den Kollegen, der sich für Beleidigtheiten zu schade war und mit entsprechend noblem Ruf nun in die andere Welt hinausgeht. Alles Gute! Jan Feddersen

Viele gute tazlerInnen: www.taz.de/personen