Das Ding, das kommt
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Mit der Bauhaus-Leuchte des Bremer Designers Wilhelm Wagenfeld setzen sich in der Bremer Weserburg Künstler auseinander   Foto: dpa

Leuchte mit Heiligenschein

Ein kreisrunder Fuß und ein zylindrisches Rohr aus Klarglas oder Metall, darüber eine runde weiße Opalglaskuppel. Das Ganze nicht verchromt, sondern vernickelt, damit sie im Verlauf der Zeit diese hübsche leicht gelbe Patina ansetzt. Die ab 1923 vom gebürtigen Bremer Wilhelm Wagenfeld auf Anregung László Moholy-Nagys in der Metallwerkstatt des Bauhauses entworfene Tischleuchte gilt heute als nicht mehr zu verbessernde Ikone des modernen Produktdesigns, als leuchtendes Beispiel für „Form folgt Funktion“.

Seit 1980 wird die Leuchte exklusiv von der Bremer Firma Tecnolumen in Serie hergestellt, aus 31 Einzelteilen, ausschließlich in Handarbeit, mit mundgeblasenem Glas. Für knapp 400 Euro kann man sich den Klassiker ins Wohnzimmer stellen. Tecnolumen-Chef Walter Schnepel aber ist nicht nur findiger Unternehmer, sondern gemeinsam mit seiner Frau Maria auch Kunstsammler, international anerkannt ist ihre Sammlung von Fluxus-Kunst.

Seit 1995 hat Schnepel seine Kontakte spielen lassen, um die Leuchte von 25 KünstlerInnen, vor allem aus dem Fluxus-Umfeld, künstlerisch kommentieren zu lassen. „Leuchte!“ heißt die Ausstellung in der Weserburg, die die Ergebnisse jetzt präsentiert.

Allesamt kämpfen sie mit dem Heiligenschein der Lampe. Wie geht man mit dem Nimbus unantastbarer Schönheit um, wie erträgt man die Perfektion? Offenbar nicht leicht: Einzig Christina Kubisch hat sich getraut, tatsächlich Hand ans Design zu legen, um eine Schwarzlicht-Birne unterzubringen. Die meisten beschränken sich aber auf Applikationen und Verzierungen. Paul Renner etwa hat schlicht Hammer und Sichel aufs Glas gemalt, Ben Vautier Blumen und Worte. Aldo Mondino hat sie mit Kugelschreibern umkranzt und das Ergebnis „Jugend-stilo“ getauft, Jochen Fischer hat sie mit einem Weidenholzmantel versehen. Und Fritz Schwegler hat ihr eine Narrenkappe aufgesetzt.

Wirklich vom Sockel gestoßen hat die leuchtende Design-Ikone nur der Japaner Ay-O: In heißes Frittierfett hat er sie getaucht und das geröstete Ergebnis wieder aufgestellt. MATT

Ausstellung bis 10. Juli, Bremen, Weserburg