„Wir brauchen neue Bilder“

Orwa Nyrabia, 35, Filmproduzent, Schauspieler und Gründer des internationalen Dokumentarfestivals Doxbox aus Damaskus, derzeit in Kairo

Was 2013 geschehen muss, ist, dass wir dieses Regime beseitigen und dass jeder etwas zu dem Umsturz beiträgt, nicht nur die Rebellen mit ihren Waffen. Es wäre gut, wenn die ganze Welt bei diesem Triumph unser Partner wäre. Auch wir Künstler haben eine Rolle zu spielen; der Kern der Kunst ist ja, neue, ungewohnte Blickwinkel zu eröffnen. Künstler werden dringend gebraucht, um kritisch Stellung zu beziehen und auch, um verständlich zu machen, was im Moment in Syrien geschieht. Ich bin im August verhaftet worden und habe 22 Tage im Gefängnis verbracht. Seither bleibe ich in Kairo und versuche, den Aufstand von hier zu unterstützen. Sicher mache ich mir gerade als Künstler Gedanken über den Einfluss der Islamisten. Doch was heißt das? Heißt das, dass ich nun panisch werden muss? Heißt das, dass ich zum Komplizen der Repression werden muss?

Für mich bedeutet es, dass ich mich auf die Straße stellen muss, neben die Dschihadisten, und mir meinen Raum ertrotzen muss. Wenn wir auf Distanz gehen und nur kritisieren, dann sind wir verloren. Wir müssen uns einmischen. Ansonsten möchte ich im neuen Jahr mehr Hoffnung in den Augen der Syrer sehen. Die Leute sollten wieder einmal aus vollem Herzen lachen können. Ich hoffe, dass wir unser eigenes Kulturleben übernehmen können, dass wir wirklich die Initiative ergreifen und ein neues Syrien erschaffen, mit einem neuen Theater, neuen Bildern und neuer Literatur.