Warten auf den Oscar

Glamour Die Oscar-Nacht am Sonntag wird auch in Berlin gefeiert. Sich starmäßig darauf vorbereiten kann man im Filmhaus mit der „Best Actress“-Ausstellung

Best Actress: Audrey Hepburn in „Ein Herz und eine Krone“, 1953 Fotos: Deutsche Kinemathek

von Thomas Mauch

Es gilt natürlich die alte Ci­neas­tenweisheit: Nach der Berlinale ist vor der Berlinale. Weil es aber bis zum Beginn der nächsten Spielzeit der Berliner Filmfestspiele eben noch ein ganzes Jahr dauert (die 67. Ausgabe startet am 9. Februar 2017), muss man sich zwischendurch vielleicht doch anderen Anbietern zuwenden – wenn man bei der gerade zu Ende gegangenen Berlinale einen Appetit an Glamour gefunden hat und weiter seinen Hunger danach stillen will.

Und dafür gibt es neben den goldigen Bären schon weitere glänzende Trophäen im Filmgeschäft. Die Oscar beispielsweise. Der schon auch als ein recht prominenter Preis für das Filmschaffen gilt und in Sachen Glamour und Starfaktor möglicherweise sogar gegenüber der Berlinale die Nase vorn hat.

Am Sonntag ist es mal wieder so weit. Dann werden in Los Angeles in einer natürlich glamourösen Zeremonie die Gewinner in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Hauptdarstellerin“, „Bester Filmsong“, „Bestes Make-up“ und so weiter verkündet.

Jetzt muss man aber auch sagen, dass der Oscar beileibe keine Berliner Veranstaltung ist. Immerhin war mal die Berlinerin Marlene Dietrich 1931 als beste Hauptdarstellerin (im Film „Marokko“) nominiert. Gewonnen allerdings hat sie das goldige Kerlchen nie. In der diesjährigen Runde kann sich Berlin wenigstens mit der Glienicker Brücke ins Bild bringen: In der Kalter-Krieg-Geschichte „Bridge of Spies“ ist sie zu sehen, das Studio Babelsberg war an der Produktion des Steven-Spielberg-Films beteiligt, der unter anderem in der Königskategorie „Bes­ter Film“ für den Oscar nominiert ist.

In der „Best Actress“-Schau in der Deutschen Kinemathek im Filmhaus, Potsdamer Straße 2, sind die 73 Schauspielerinnen gewürdigt, die seit 1929 einen Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“ erhalten haben. Zu sehen ist die Ausstellung bis 1. Mai, Di. bis So. 10–18 Uhr, Do. 10–20 Uhr. In der die Schau begleitenden Filmreihe im Bundesplatz-Kino (Bundesplatz 14) ist diesen Sonntag um 15.30 Uhr der Woody-Allen-Film „Blue Jasmin“ (2013) mit Cate Blanchett zu sehen.

Im City Kino Wedding in der Müllerstraße 74 wird die diesjährige Oscar-Verleihung live in der Nacht vom Sonntag auf Montag übertragen. Start 1 Uhr, der Eintritt ist frei.

Für eine etwas gewissenhaftere Vorbereitung auf den Festakt am Sonntag im Dolby Thea­tre in Los Angeles empfiehlt sich die Deutsche Kinemathek im Filmhaus an der ­Potsdamer Straße, wo man auf dem Weg zur aktuellen Sonderschau „Best Actress“ mit geballter Oscar-Geschichte im Treppenaufgang sogar über einen roten Teppich schreiten darf, zur Einstimmung auf all den Ruhm und die Ehren, die hier zu beschauen sind.

Gewürdigt werden in der „Best Actress“-Schau die 73 Schauspielerinnen, die seit der ersten Verleihung 1929 den Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“ erhalten haben. Man sieht dazu Plakate, Videos, Kostüme – zum Beispiel jenes, das Vivien Leigh in „Vom Winde verweht“ getragen hat. Und man sieht massenhaft Fotos. Darauf finden sich fast ausschließlich weißgesichtige Schauspielerinnen und zwischendurch auch Hattie McDaniel, die als erste Afroamerikanerin einen Oscar gewann, 1940, als „Beste Nebendarstellerin“ in „Vom Winde verweht“. Erst 62 Jahre später wurde mit Halle Berry (“Monster’s Ball“) eine nicht ganz so weiße Schauspielerin auch als „Beste Hauptdarstellerin“ geehrt.

So ist die Schau wenigstens in der Spurensuche auch als Sozialgeschichte zu sehen, und wie sich über die Jahre die Posen, die Haarmoden, das Styling und überhaupt das Frauenbild wandelte. Eine 2001 mit dem Oscar gewürdigte Julia Roberts als „Erin Brockovich“ – dieser recht robust im Leben stehenden Umweltaktivistin –, hat jedenfalls mit der vom Winde verwehten Vi­vien Leigh nicht mehr gar so viel zu tun.

In Zwiesprache mit dem Oscar: Vivien Leigh hält den Preis fest, den sie 1940 für ihr Spiel in „Vom Winde verweht“ bekommen hat

Und ja, sogar einen echten Oscar gibt es zu begucken in der Schau. Und zwar den von Susan Sarandon, den sie 1995 für ihre Rolle in „Dead Man Walking“ bekommen hat.

Viel mehr von diesen Statuetten werden dann eben am Sonntag herumgereicht, und mitfiebern bei dieser entschieden sportiven, ergebnisorientierten Schau des Filmgeschäfts muss man nicht allein vor dem Fernseher (ProSieben überträgt), das kann man auch geselliger haben mit den entsprechenden Partys in Berlin. Beispielsweise im City Kino Wedding, wo man am Sonntag in einem Oscar-Special einige nominierte Filme und mit „Birdman“ den Gewinnerfilm des vergangenen Jahres zeigt, bevor dann in der Nacht zum Montag die Preisverleihung live aus Los Angeles übertragen wird.

Ein spezieller Dresscode wird nicht vorgegeben. Ein Abendkleid darf es genauso sein wie, der Uhrzeit angemessen, ein Schlafanzug.