„Leichen im Keller der Atomgeschichte“

Energie Ende Februar beginnt die Bergung beschädigter Atommüllfässer im Kraftwerk Brunsbüttel

Ein gelbes Krangestell ist über den – noch geschlossenen – Kavernen unter dem Atomkraftwerk Brunsbüttel aufgebaut: Ab kommenden Montag werden die eingelagerten 632 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll herausgeholt und neu verpackt. Für Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) ist es „angesichts der Vorgeschichte kein guter, aber ein wichtiger Tag“ – immerhin beginne nach fast vierjähriger Vorarbeit endlich die Bergung der Fässer.

Rund 150 von ihnen sind beschädigt und verrostet, einige so schwer, dass sie beim Herausnehmen auseinander fallen könnten. Rund 20 Millionen Euro soll es kosten, den strahlenden Inhalt in neue Behälter umzufüllen. Diese sollen „endlagersicher“ sein, versprach Pieter Wasmuth, Vattenfall-Geschäftsführer, bei der Vorführung der Bergungstechnik. Er schob nach: „Aus heutiger Sicht.“

Denn auch die ursprünglichen Fässer waren eigentlich für die Endlagerung des Mülls, der aus Filterstaub und sogenannten Kondensator-Konzentraten besteht, vorgesehen. Allerdings sind die Endlager bekanntlich nicht bereit, und aus einer Zwischenlagerung von „Monaten wurden vier Jahrzehnte“, sagte Habeck. Die „Leichen im Keller der Atomgeschichte“ hätten auch etwas Gutes, so der Minister. Die Fehler, die in Brunsbüttel gemacht wurden, seien aufgearbeitet worden und hätten dafür gesorgt, dass auch anderswo die Zwischenlager neu betrachtet worden seien.

Rund drei Jahre werde es dauern, die Fässer aus den Kavernen zu heben, die unter einer Werkhalle hinter dicken Betonmauern liegen. Um den eigentlichen Arbeitsbereich erhebt sich ein Zelt aus schwarzer Plastikfolie, in dem ein permanenter Luftzug und Unterdruck herrscht, um herausfallende Partikel abzufangen. Je nach Zustand der Fässer kommen verschiedene Greifer zum Einsatz, die ein Techniker von außerhalb des Zeltes steuert.

Jedoch bleibt der Müll bis auf Weiteres auf dem Gelände des Atomkraftwerks, das seit 2007 keinen Strom mehr liefert. Da der Meiler, der Prototyp der Siedewasserreaktoren, rückgebaut werden soll – wofür zurzeit die Genehmigungsverfahren laufen –, wird in den kommenden Jahren viel neuer radioaktiver Müll anfallen, der auf dem Gelände zwischengelagert werden soll. Esther Geißlinger