Die Wahrheit: Operation „Bierfilz“

Hacker haben jetzt Umsturzpläne von Horst Seehofer enthüllt. Es läuft alles auf eine bayerische Junta hinaus.

Der Sitz der neuen und rechtmäßigen Bundesregierung: Horst Seehofers Schloss Neuschwanstein. Foto: Reuters

Nun wird zweifelsfrei belegt, was viele längst vermutet haben: Die politischen Umtriebe und Ränkeschmiedereien Horst Seehofers gehen noch viel weiter als gedacht. Hinter der rissigen Fassade aus anhaltender Nörgelei und halbgarer Drohung arbeitet der bayerische Ministerpräsident offenbar schon länger an konkreten Umsturzplänen.

Ein regelrechtes Putsch-Manifest haben nun Cybercracker des Kollektivs Hieronymus auf der Website www.faggag.org veröffentlicht. Zuvor waren sie mithilfe einer manipulierten Version des deutschen Bundestrojaners in den Lederhosen-Laptop des designierten Alleinherrschers aus Bayern eingedrungen und hatten das 68 Seiten starke Dokument heimlich kopiert.

Der Inhalt ist schockierend, aber gut durchdacht. In allen Einzelheiten skizziert Seehofer seinen Weg zur Macht und die Installation eines auf ihn zugeschnittenen Machtapparats. Ein Schattengruselkabinett und diverse neue Maßnahmen der Regierung werden ebenso in allen Einzelheiten erwähnt. Schnell wird klar, für die „wiederhergestellte Herrschaft des Rechts“ (Seehofer) haben erfolgreiche Diktaturen Pate gestanden: Nordkorea, Weißrussland oder Lummerland.

Seehofer erklärt das in seinem Manifest auch ganz einleuchtend. In ordentlichen Diktaturen werde nicht lange gefackelt, beziehungsweise eher nur abgefackelt. Zudem flüchteten Flüchtlinge vor Diktaturen, was sich momentan als ungemein praktisch erweisen würde. Statt alle anderen zu sicheren Herkunftsländern zu erklären, könne man einfach Deutschland zu einem unsicheren Ankunftsland machen.

Promille-Untergrenze wird Pflicht

Erste Maßnahmen dazu sind offenbar bereits ergriffen worden, wenn man sich die jüngsten gewalttätigen Ereignisse in Ostdeutschland vor Augen führt. Passenderweise spricht das nun veröffentlichte Putschkonzept von der Einrichtung einer „Sachsen-SS“, die den Weg bahnen und für Stimmung sorgen soll. Im Gegenzug für diese Mitwirkung verspricht das auch als „Operation Bierfilz“ betitelte Dokument die Einführung einer Promille-Untergrenze sowie Schweinebraten als Nationalgericht.

Sobald die unliebsamen Gegner aus dem Weg geräumt seien, will Seehofer sich auf den Thron Deutschlands schwingen. Dieser wird dann jedoch nicht mehr in Berlin, sondern wieder rechtmäßig in Neuschwanstein stehen. Vom Schloss des Königs Ludwig II. aus will er regieren und das Land endlich auf Vordermann bringen. Helfen soll ihm dabei eine Riege aus Getreuen, die er in seine Junta-Regierung berufen will. Hier tauchen freilich allerhand bekannte CSU-Gesichter auf, jedoch auch einige unerwartete Namen.

So ist es wenig verwunderlich, dass etwa CSU-Altmurrer Peter Gauweiler, die Strauß-Verweserin Monika Hohlmeier oder der Dauerknetmassegrinser Joachim Herrmann in der Liste stehen. Sie sollen die Ministerien der Justiz, der Propaganda und der Verteidigung übernehmen. Aber auch Prominente tauchen im Schattengruselkabinett auf: So etwa die Ex-„Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman als Familienministerin oder der ehemalige Rennrodelstar Georg Hackl als Wintersportminister.

Flughafen BER wird Polit-Knast

Auch für die unliebsame politische Konkurrenz wird gesorgt sein. Seehofer geht zwar nicht so weit, seine Rivalen gleich völlig auszumerzen, aber er will sie offenbar aus dem Weg haben. So soll laut Konzept der unfertige Berliner Flughafen BER zum Polit-Knast umgebaut werden. Die Führungen von Grünen und Linken werden dort interniert, zusätzlich auch Kanzlerin Angela Merkel und ihr Vize Sigmar Gabriel. „Weil sie sich dann gegenseitig derart nerven, dass sie vor Wut platzen“, heißt es in Seehofers Papier.

Weitere Maßnahmen sehen vor, sofort aus der EU auszutreten, den Euro einzustampfen und die Reichsmark als Währung wieder einzuführen sowie einen vier Meter hohen Stacheldrahtzaun um Deutschland zu errichten. In der Schule soll es künftig mit „Gutbürgerkunde“, „Autobahn“ und „Braukunst“ neue Fächer geben, die das Bildungsdefizit der Schüler ausgleichen. Kindergeld wird verfünffacht und das Betreuungsgeld auf doppeltem Niveau wieder eingeführt, Hartz IV wird dafür abgeschafft.

Juristisch greift man künftig auch härter durch: Für Ruhestörung und Hausfriedensbruch gibt es drei Jahre Zuchthaus, bei Gotteslästerung wird die Zunge mit einer Zange abgeklemmt. Und wer noch Schlimmeres plant, etwa Horst Seehofer zu beleidigen, der kann schon mal sein Testament machen. Die Hacker von Hieronymus jedenfalls dürften sich nicht gerade beliebt gemacht haben.

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