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KUNST Dortmund im Dada-Fieber: Aktive veranstalten Trauermarsch und Sargperformance – und interpretieren ein Geburtsdatum sehr eigenwillig

Auch Dortmund braucht neue Perspektiven Foto: [Montage]: TriAss/imago; taz

von BARBARA DRIBBUSCH

BERLIN taz| Dortmund ist nicht irgendeine Stadt – in Dortmund liegt das Grab von Richard Huelsenbeck, Mitbegründer des Cabaret Voltaire. Dada und Dort-Mund: das ist eine Wortkombination, die einem dort leicht aus dem Mund kommt, haha. Huelsenbeck war „Lautdichter“, unter anderem, und hat Werke verfasst wie ein Gedicht unter dem Titel „Die Primitiven“: „indigo indigo / „Trambahn Schlafsack / „Wanz und Floh / „indigo indigai / „umbaliska/ „bumm DADAI.

Huelsenbecks wird im Rahmen des Dada-Jahres am 23. April mit einem Trauermarsch gedacht. Am 23. April feiert der Dadaist nämlich seinen 125. Geburtstag. Heißt es im Veranstaltungsprogramm. Obwohl eine Gedenktafel in Berlin, wo Huelsenbeck auch einige Jahre verbrachte, als Huelsenbecks Geburtsdatum das Jahr 1892 angibt. Was ja bedeutet, dass der echte 125. Geburtstag erst im Jahr 2017 fällig wäre. Aber der Dadaist hat seine eigene Zeitrechnung. Für die Dadaisten gelte „die Geburtsstunde bereits als erster Geburtstag“, verkündet Richard Ortmann, Dirigent des Dortmunder Blasorchesters „schwarz/rot Atemgold09“ und Mitorganisator der Trauerfeierlichkeiten.

Um 15 Uhr am 23. April treffen sich die Interessierten am Friedhofseingang SüdWestFriedhof in Dortmund. Mit der Blasmusikkapelle schwarz/rot Atemgold09 defiliert die, nach Angaben der Veranstalter, „TrauerLustGemeinde“ zuerst am Grab von Jürgen Wiersch vorbei, einem erst vor zwei Jahren verstorbenen Gegenwartsdadaisten. Dann will man sich vor dem Grab Huelsenbecks versammeln, wo das „Huelsenherz“, eine Konstruktion aus Styropor in einer „Sargart-Inszenierung“ von Ramona Geng „reanimiert“ werden soll. Das Huelsenherz wurde nämlich schon mal zu Grabe getragen, vor fast 24 Jahren, als sich die Dortmunder Dada-Gemeinde für die Erhaltung des Grabes des 1974 verstorbenen Dichters engagierte.

Am Abend des gleichen Tages gibt es dann eine sechsstündige Eröffnungsveranstaltung in der Paulskirche in Dortmund mit Musik, Performances, Lesungen. Der Eintritt beträgt 20 Euro, davon gehen 84 Cent an einen noch unbekannten gemeinnützigen Zweck. Es folgen zur DaDaDo 100 noch weitere Veranstaltungen bis zum 29. Juli. Förderer, Werbeträger und Sponsoren werden übrigens noch gesucht, denn auch der Dada ist von dieser Welt.