Hendricks tadelt Zustand belgischer AKWs

ATOM Bundesumweltministerin wegen Pannenreaktoren in Brüssel. Aktivisten fordern Stilllegung

LINGEN/BERLIN dpa/taz | Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat am Montag mit der belgischen Regierung über den Zustand der Atomreaktoren des Landes gesprochen. „Wir hätten uns grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfungen für Doel und Tihange gewünscht“, kritisierte sie in Brüssel den auch für Reaktorsicherheit zuständigen Innenminister Jan Jambon und Energieministerin Marie-Christine Marghem laut Twitter, wie das Umweltministerium mitteilte. Der Zustand der belgischen Atomkraftwerke Doel 3 und Tihange 2 gebe weiterhin Anlass zur Beunruhigung. Das Gespräch dauerte bei Redak­tions­schluss noch an.

Die beiden Reaktoren waren nach Pannen vom Netz genommen worden, bei der wiederholten Inbetriebnahme hatte es Zwischenfälle gegeben. Hendricks hatte in diesem Zusammenhang von ­„Flickschusterei“ gesprochen. Sie habe um das Gespräch gebeten, „um der belgischen Regierung die Besorgnisse der deutschen Bevölkerung in der Grenzregion zu übermitteln und zu erläutern“.

Mit einer Sitzblockade und zahlreichen gelben Wasserbällen haben derweil rund 20 Umweltschützer am Montagmorgen die Zufahrt zur Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen versperrt. Die Bälle sollten verdeutlichen, „wie sich radioaktive Strahlung verteilt, überall und unkontrollierbar“, erklärten die Aktivisten.

Die Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der Fabrik, die Kernkraftwerke in ganz Europa mit Brennstäben beliefert und vom deutschen Atomausstieg ausgenommen ist. Auch die „Hochrisikoatomkraftwerke“ Fessenheim und Cattenom in Frankreich sowie Doel in Belgien erhielten Brennelemente aus Lingen, heiß es. Bereits am Sonntag hatten rund 100 Umweltschützer bei einer Demonstration in Lingen die Stilllegung der Brennelemente­fabrik und des in der Nähe gelegenen Atomkraftwerks Emsland gefordert.