Ronny Müller über die Siegesfeier der „goldenen“ Handballer in Berlin
: „Das ganze Haus zusammengeschrien“

Berlin feiert die Goldjungs Foto: Jörg Carstensen/dpa

Viel Zeit zum Vorbereiten blieb den Berlinern nun wahrlich nicht. Keine 24 Stunden nach dem Sieg der deutschen Handballer im EM-Finale gegen Spanien hatte der Deutsche Handball-Bund zur großen Sause geladen. Folglich schmückte auch nur eine große Deutschlandfahne die Max-Schmeling-Halle. Es ist die Heimstätte der Berliner Füchse, die mit Fabian Wiede einen der Europameister stellen. Der 21-jährige Rückraumspieler war einer der Protagonisten des EM-Erfolgs und bot auch im Finale eine starke Leistung. Und auch Bundestrainer Dagur Sigurðsson kennt die Halle gut. Insgesamt sechs Jahre trainierte der Isländer den Bundesligisten bis zum vergangenen Sommer. Ein halbes Jahr später kehrt er nun als Europameister an den Ort zurück.

Was nun unmittelbar nach dem grandiosen Sieg der Handballer passierte, konnte man in den sozialen Netzwerken verfolgen. So twitterte die „Sportschau“ unentwegt Bilder und Videos der Sieger. Darauf zu sehen: ein Schlachtfeld voll leerer Bier- und Sektflaschen in der Kabine, frenetisch grölende Spieler zum feinen Abendessen beim Italiener und später müde Gesichter auf dem Weg zum Flughafen.

Nur zwei Stunden Schlaf habe er abbekommen, sagte Torwart und Finalheld Andreas Wolff am Montagvormittag. Sein Kollege Kai Häfner war da ratloser: „Da ich nicht weiß, wann ich ins Bett gefallen bin, kann ich auch nicht sagen, wie lange ich geschlafen habe“, lachte er.

Ihren letzten großen Erfolg, den WM-Titel, feierten die Handballer 2007 in Köln. Damals kamen direkt nach dem Finale knapp 30.000 Menschen auf den Alten Markt der Domstadt. Wegen des Wochentags und der frühen Uhrzeit waren bei der Berliner Neuauflage weniger Fans zu erwarten.

Etwa 7.000 Menschen schafften es am Montagnachmittag in die Max-Schmeling-Halle. Fans wie Iris und Ralf Seewald standen, in Deutschlandfahnen gehüllt, ganz vorn an der Bande zur Einlaufschneise der Spieler. Beide hatten sogar ihre Arbeit früher verlassen, um mitfeiern zu können. „Schon gestern Abend, wusste ich dass ich vorbeikommen würde“, sagt Iris Seewald. „Während des Spiels haben wir das ganze Haus zusammengeschrien.“ Mit ihrem Fahnenschmuck waren sie in der Halle jedoch in der Minderheit. Auch Trikots und Gesichtsbemalung waren kaum zu sehen. Das Feierprogramm bot wenig Überraschendes. Immerhin live trällerte Schlagersänger und Strickmützenträger DJ Ötzi, danach erklang Helene Fischers „Atemlos“ vom Band. Den Fans aber gefiel’s.