Wurst aus Braunalgen

ERFINDUNG Ein Weltenbummler hatte die Idee, ein Unternehmen aus Schenefeld macht damit Ernst

Irische Fischer genießen sie als Snack zum Guinness, kein Sushi-Restaurant kommt ohne aus: Algen, die Pflanzen aus dem Meer. Seit vergangenem Jahr produziert ein Unternehmen aus Schenefeld Algenwurst. Die Remis Algen GmbH ist damit der erste Hersteller deutschlandweit.

Drei Sorten sind im Angebot: Remis Brat-, Curry- und Wiener Algenwürste, dazu Burger für den Grill. Hergestellt werden sie komplett aus natürlichen Zutaten. Remi nutzt die Braunalge Saccharina latissima, eine Zuckertang genannte Makroalge. Sie ist vitaminreich, enthält Jod und das Spurenelement Selen. Weitere Zutaten sind Vollkorn-Weizen- und Roggenmehl, Gemüse, Gewürze, Öl und Wasser.

Die Würste sind laktosefrei. Weder Soja, noch Hefeextrakt oder Geschmacksverstärker finden sich in der Rezeptur. Zu kaufen gibt es sie deutschlandweit und online, in Hamburg in rund zwölf Supermärkten.

Erfunden hat die Algenwurst ein Weltenbummler namens Remi Böttcher. „Er ist ein Freigeist, der sich viel mit Ernährung beschäftigt hat“, erzählt Firmen-Inhaberin Claudia Busse-Uhrig. „Auf seinen Reisen kam ihm die Idee.“

Die neue Fleisch-Alternative ist vegetarisch, aber nicht vegan. Während Würste aus tierischer Produktion in Därme gepresst werden, um die richtige Form zu erhalten, ist das bei der Algenwurst nicht erlaubt. „Dafür brauchen wir Hühnerei-Eiweiß als Bindemittel“, erläutert Remi-Inhaberin Claudia Busse-Uhrig.

Die Algenwurst-Masse kommt in einen sogenannten Schäldarm, der bei der Produktion nach dem Garen oder Räuchern wieder „abgeschält wird“. Ein Bio-Label sei wegen der kostspieligen Gewürz-Zertifizierung insgesamt zu teuer, sagt die Geschäftsführung.

Die Würste bestehen nur zu fünf Prozent aus Algen, wenig, bedenkt man den Produktnamen. Doch das liegt laut Geschäftsführerin Busse-Uhrig an den Vorschriften für Jod und Selen in Lebensmitteln. „Wir werben mit dem Jod- und Selengehalt der Algenwürste auf der Verpackung“, erläutert sie. Deshalb muss der Gehalt genau deklariert werden und darf nicht höher als fünf Prozent betragen.

Das Zuhause des Zuckertangs, der die Vitamine A bis E enthält, sind die arktischen und kaltgemäßigten Küsten des Nord-Atlantiks und der Nordsee. Er lebt „untermeerig“ und wird an Seilen im Meer hängend angebaut. Remi bezieht seine Algen aus dänischer Aquakultur. Nach rund drei Monaten werden sie geerntet und schonend abgebrüht. Getestet werden sie in einem Labor in Neumünster.

Rund sieben Jahre dauerte die Entwicklung von der Idee bis zum Vertrieb der Algenwürste. „Vor sieben Jahren wäre der Handel noch völlig aussichtslos gewesen“, sagt Marketing-Expertin Claudia Busse-Uhrig.

Der Erfinder Remi Böttcher hat sich inzwischen aus Herstellung und Vertrieb zurückgezogen, besitzt aber das Patent und steht als Berater zur Verfügung. Angela Dietz